20 Jahre Ärzte ohne Grenzen Deutschland

Medizinische Hilfe für die ganze Welt

Heftarchiv Gesellschaft
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Vor 20 Jahren gründete sich die deutsche Sektion der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen – das erste Büro lag in einem Bonner Wohnhaus. Zu Beginnhatte die Organisation erhebliche Startschwierigkeiten – erst ein erschütterndes Ereignis brachte die Wende: der Völkermord in Ruanda.

Dass Ärzte ohne Grenzen Deutschland (MSF) eine Erfolgsgeschichte wird, zeichnete sich bei der Gründung im Juni 1993 noch nicht ab. In der Bonner Adenauerallee saßen damals drei Angestellte in einer zum Büro umfunktionierten Wohnung. Zu Beginn ging es darum, qualifizierte Mitarbeiter für Projekte zu finden. Das stellte sich jedoch als schwierig heraus. „Wir wussten nicht, wie wir Ärzte ohne Grenzen bekannt machen sollten“, berichtet der heutige MSF-Geschäftsführer Dr. Frank Dörner. Auf ein Rundschreiben an etwa 15 000 Ärzte seien damals genau zwei Anmeldungen eingegangen.

Ruanda änderte alles

Eine der größten humanitären Katastrophen der 1990er-Jahre änderte für MSF alles: der Völkermord in Ruanda, bei dem zwischen 800 000 und eine Million Menschen ums Leben kamen. MSF international arbeitete damals vor Ort, viele Flüchtlinge gingen über die Grenze nach Zaire, der heutigen Demokratischen Republik Kongo. „In einer großen deutschen Zeitung erschien ein Bericht über die Arbeit unserer internationalen Teams in der Region – daraufhin liefen in unserem kleinen Büro die Telefone heiß“, erinnert sich Dörner. Hunderte Ärzte, Krankenschwestern und Logistiker boten ihre Mitarbeit an. Zudem gingen im Lauf des Jahres 1994 fast vier Millionen D-Mark an Spenden ein, obwohl es gar keinen Spendenaufruf gegeben hatte. „Unsere ersten Unterstützer hatten ungefragt begonnen, uns Geld zu überweisen“, erklärt der MSF-Geschäftsführer.

Heute kann die Organisation laut Dörner auf einen Pool von circa 1 000 Mitarbeitern zugreifen, die in Vorbereitungskursen und eingehenden Briefings auf ihre Einsätze vorbereitet werden. Im vergangenen Jahr wurden 390 Projektstellen mit 292 Mitarbeiten besetzt, die in Deutschland leben oder über das deutsche Büro vermittelt wurden. Auch finanziell steht MSF gut da. 2012 nahm die Hilfsorganisation insgesamt 71 Millionen Euro ein. Mit 63,1 Millionen Euro stammten fast 90 Prozent der Einnahmen aus privaten Spenden und Zuwendungen. An Hilfsprojekte weltweit flossen 57,3 Millionen Euro. Es gab Projektfinanzierungen in 38 Ländern, zwei Drittel davon in Afrika. Das meiste Geld floss mit 6,8 Millionen Euro in Projekte im Südsudan, gefolgt von der Demokratischen Republik Kongo mit 5,4 Millionen.

Hilfe jenseits der Kameras

Für MSF ist es nicht nur wichtig, in aktuellen Konflikten wie beispielsweise Syrien aktiv zu sein, sondern auch und gerade in Krisen- gebieten, die in Deutschland aufgrund fehlender Medienberichterstattung so gut wie unsichtbar bleiben – wie etwa in der Zentralafrikanischen Republik.

Dort hat vor knapp drei Monaten die Rebellenallianz Seleka die Macht übernommen. Dadurch habe sich die ohnehin schon katastrophale medizinische Situation weiter verschärft, sagt Dörner. „Wo gekämpft wurde, sind fast alle Kliniken geplündert, das Personal ist mit der Bevölkerung geflohen, Hilfsorganisationen mussten Projekte abbrechen. All dies geschieht von der Weltöffentlichkeit nahezu unbemerkt.“ Gerade in diesen Regionen ist der Einsatz von Ärzte ohne Grenzen wichtig. Auch noch in den nächsten 20 Jahren.

Info

MSF international

MSF Deutschland ist eine von 23 Ländersektionen der 1971 gegründeten Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières International. Heute sind gut 30 000 Mitarbeiter in 70 Ländern weltweit engagiert. Ziel ist, medizinische Hilfe in Krisengebieten zu leisten. 1999 erhielt die Organisation den Friedensnobelpreis.

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