Hausärzte machen die Statistik kaputt
Die Zahl der Ärzte ist schlecht verteilt, rechnet das Wissenschaftliche Institut der AOK (WidO) in seinem aktuellen Ärzteatlas vor: Im Jahr 2015 wurden mit 456 berufs- tätigen Ärzten je 100.000 Einwohner deutschlandweit fast 50 Prozent mehr gezählt als noch 1991 mit 304 Ärzten. Dabei verzeichneten alle Bundesländer deutliche Zuwächse. Seit 1980 hat sich die Arztdichte in Deutschland demnach sogar mehr als verdoppelt. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland bei der Arztdichte auf Platz 5 von insgesamt 34 Staaten.
Nach der aktuellen Bedarfsplanung für die ambulante vertragsärztliche Versorgung herrscht in Deutschland generell kein Ärztemangel, heißt es in der Untersuchung weiter. Vielmehr werde das Plansoll über alle Arztgruppen hinweg bundesweit um fast ein Drittel übertroffen.
Rechnerisch überversorgt...
Selbst im hausärztlichen Bereich ergibt sich 2015 dem Kasseninstitut zufolge bundesweit ein Gesamtversorgungsgrad von 109,6 Prozent. Eine Unterdeckung gibt es auf KV-Ebene demzufolge nirgends.
Insgesamt sind laut WidO 44 Prozent aller Planungsbereiche bei Hausärzten rechnerisch überversorgt. In allen Bundesländern liegen die Werte über 100 Prozent. Die höchsten Überschreitungen finden sich in Berlin (118 Prozent), Hamburg (116,6 Prozent), Bayern (116,2 Prozent), und in Schleswig-Holstein (114 Prozent).
... und faktisch unterdeckt
Alles im grünen Bereich also? Mitnichten. Liest man sich durch das fast 300-seitige Werk, räumt irgendwo ab der Mitte auch das WidO ein, dass es doch eine Unter- deckung gibt, und zwar vor allem im hausärztlichen Bereich. Hier werde eine große Zahl an älteren Ärzten vermutlich auf absehbare Zeit Praxisnachfolger suchen oder tue dies bereits. Bundesweit sei nämlich ein Drittel der Hausärzte 60 Jahre oder älter.
Am höchsten ist der Altersanteil danach in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, Westfalen-Lippe und Bayern. Am niedrigsten in Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und Sachsen-Anhalt.
Auffällig sei, dass fast alle Kassenärztlichen Vereinigungen bereits zweistellige prozentuale Anteile von über 65-jährigen Hausärzten aufweisen.
Zwar müsse, so das WidO, insbesondere in den überversorgten Städten und Kreisen, nicht jeder frei werdende Arztsitz wieder besetzt werden. Kritischer stelle sich die Lage allerdings dort dar, wo ungünstige Faktoren zusammenkommen: niedriger Versorgungsgrad, hoher Altersanteil bei den Ärzten und Schwierigkeiten mit der Wiederbesetzung. Ärztlicher Nachwuchs wird in den kommenden Jahren vor allem im hausärztlichen Bereich benötigt, bilanziert das WidO.
Der Überalterung der Mediziner in der sogenannten Basisversorgung steht eine unzulängliche Zahl an Nachwuchs gegenüber, resümieren die Autoren und zitieren im Ärzteatlas auf Seite 257 diverse Quellen. Es sei durchaus fraglich, ob die nachwachsende Medizinergeneration sich in ausreichender Zahl mit dem Berufsfeld der Allgemeinmedizin identifiziert.
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Fünf Prozent der Hausärzte sind unter 40 Jahre alt
Kritik kommt von Seiten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Sie führt an, dass der Ärzteatlas wichtige Aspekte der Versorgung nicht berücksichtige. Dazu gehöre die Tendenz zur Teilzeit und die steigende Zahl angestellter Ärzte in der ambulanten Versorgung.
Dass die Zahl der Ärzte in der Grundversorgung dramatisch sinkt, kann Roland Stahl, Sprecher der KBV, nur bestätigen: Der Rückgang der Hausärzte habe sich mit einem Minus von 0,4 Prozent fortgesetzt. Besonders betroffen ist Stahl zufolge das Saarland mit einem Minus von 1,9 Prozent, gefolgt von Schleswig-Holstein mit einem Minus von 1,7 Prozent.
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Altersgruppen
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< 34
35-39
40-49
50-59
60-65
> 65
gesamt
60+
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Gesamt
0,7
4,3
23,6
38,5
20,9
12
100
32,9
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*Allgemeinärzte. praktische Ärzte. nicht fachärztlich tätige Internisten ohne Kinderärzte Quelle: Bundesarztregister zum 31.12.2015
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Mehr Ärzte gibt es dagegen in Brandenburg (plus 1,1 Prozent), Hessen (plus 0,3 Prozent), Thüringen und Hamburg (plus 0,2 Prozent). Insgesamt jedoch waren 2015 im gesamten Bundesgebiet 1.170 Hausärzte weniger tätig als noch 2009.
Lediglich fünf Prozent aller Hausärzte sind unter 40, 70 Prozent dagegen älter als 50 Jahre. Im Übrigen arbeiten immer mehr Mediziner in Teilzeitmodellen und deshalb steige die Zahl geleisteter Arbeitsstunden lediglich um 0,2 Prozent.