So schonen Sie Ihren Rücken
Bei der Tätigkeit als Zahnarzt werden durch eine falsche Patientenlagerung, durch eine falsche Arbeitsystematik im Zusammenhang mit einer falschen Positionierung der OP-Leuchte und schließlich durch eine falsche Absaug- und Haltetechnik nicht selten vollkommen unnötige, unkomfortable und unphysiologisch-statische Positionen eingenommen.
Hierdurch können zahnärztlich notwendige repetitive Aktivitäten sowie psychosoziale Stressfaktoren zu Schmerzen in den Schultern und im Nacken führen. Missverhältnisse der Muskulatur bei der vornehmlich sitzenden Haltung des Zahnarztes führen vermutlich unter anderem dazu, dass Rückenschmerzen besonders häufig vorkommen.
So resultiert beispielsweise das wiederholte Vorlehnen in Richtung des Patienten in einer Ausdehnung der Extensormuskulatur am Rücken, während gleichzeitig die tiefen abdominalen Muskeln, eigentlich unter anderem für die Stabilisierung des Torsos zuständig, schwächer werden. Analog hierzu konnte gezeigt werden, dass es bei einer Stärkung des Musculus transversus abdominis zu einer Abnahme von Rückenschmerzen kommen kann.
Rückenschmerz ist bei Zahnärzten die häufigste muskuloskelettale Erkrankung
Bereits in mehreren Studien ließ sich belegen, dass nahezu jeder Zahnarzt in seiner Karriere an derartigen Beschwerden leidet. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass der Rückenschmerz bei Zahnärzten mit 64 Prozent die häufigste muskuloskelettale Erkrankung darstellt [Rohmert c.s., 1986]. Bei dieser hohen Prävalenz ist es unverständlich, dass Rückenprobleme bei der Ausübung des zahnärztlichen Berufs als „normal“ angesehen werden und nur selten eine fachärztliche/physiotherapeutische Konsultation gesucht wird. Allerdings sind Rückenschmerzen in jeder Berufssparte ein häufiger Grund, die Arbeit nicht mehr ausüben zu können.
Daher wurde bereits von einigen Autoren, insbesondere von der Arbeitsgemeinschaft „Arbeitswissenschaft und Zahnheilkunde“ (AGAZ) in der DGZMK gefordert, arbeitswissenschaftliche Grundlagen, wie die Inhalte der drei Domänen der zahnärztlichen Ergonomie, nämlich die physische Ergonomie, die kognitive oder mentale Ergonomie und die sozio-organisatorische Ergonomie, in die zahnärztliche Ausbildung zu inkludieren, um das Risiko solcher Schäden zu senken.
Präventivmaßnahmen bestehen zum einen in der frühen Erkennung von Symptomen sowie in einer Analyse der Körperhaltung bei der Arbeit und den Arbeitsaktivitäten, die zu Schmerzen führen. Weiterhin sollte das Arbeitsumfeld (zum Beispiel die Position der Stühle von Patient und Behandler, die Beleuchtung und die Instrumentenablage) überprüft werden. Besonderer Risikofaktor ist das Fehlen eines arbeitsbegleitenden Fitnessregimes.
Mögliche Ansätze zur primären und zur sekundären Prävention beinhalten Dehnungsübungen vor der Arbeit, Mini- Pausen während der Arbeit, eine Maxi- Pause, zumindest in der Hälfte des Tages, das bedachte Einhalten einer symmetrisch-aufrechten Körperhaltung und eine Reduktion repetitiver Bewegungen. Es sollte nicht gezögert werden, angemessene Entspannungs- und Dehnungsübungen von einen Ergonomen oder Physiotherapeuten zu erlernen, um Langzeitschäden zu verhindern.
Unsere große Titelgeschichte "So schonen Sie Ihren Rücken":In ihrem Intro umreißen Prof. Monika Daubländer und PD Dr. Dr. Peer W. Kämmerer Ursachen und Folgen einer falschen Arbeitsweise am Stuhl.Prof. Jerome Rotgans veranschaulicht drei Aspekte, die für Ihre Arbeit entscheidend sind: 1. Haltung annehmen: Sind Rückenschmerzen schicksalhaft? Richtig ist: Ergonomie ist nicht nur eine Frage der Physis. 2. Wie Sie die OP-Leuchte positionieren: Winkel und Arbeitspositionen demonstriert an Positiv- und Negativbeispielen.
3.
Der richtig gelagerte Patient: Warum es sekundär ist, dass es der Patient bequem hat.
Univ.-Prof. Dr. Dr. Monika DaubländerLeitende Oberärztin der Poliklinik für Zahnärztliche Chirurgie
Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität MainzPoliklinik für Zahnärztliche Chirurgie
Augustusplatz 2, 55131 Mainz
PD Dr. Dr. Peer W. KämmererKlinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie der Universität Rostock
Schillingallee 35, 18057 Rostock