Leitartikel

Die Chancen der digitalen Kommunikation nutzen

Karl-Georg Pochhammer

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

ob wir es wollen oder nicht: Wir leben in einer Welt, in der digitale Anwendungen unsere private Lebensrealität bereits vielfältig durchdrungen haben. Dafür muss man nicht stetig die neuesten digitalen Produkte kaufen. Selbst Behörden bestehen bereits auf Online-Anmeldungen für Termine in den Bürgerämtern, und dies nicht nur in Berlin. Dafür muss man auch seit Langem nicht mehr zu Hause oder im Büro sitzen, um vom dortigen Computer diese Aufgaben zu erledigen, sondern in der überwiegenden Mehrzahl erfolgt dies heutzutage mit mobilen Anwendungen. Egal ob Buchungen von Bahn-, Bus- und Parktickets oder auch das Bezahlen der Einkäufe per Handy – das Smartphone ist unser ständiger Begleiter und die Zahl derer, die mit dem ganzen „elektronischen Tüttelkram“ nichts zu tun haben wollen, ist mittlerweile verschwindend gering.

Wenn allerdings die Digitalisierung auf unsere berufliche Realität trifft, ist unser Berufsstand eher zweigeteilt: Alle digitalen Anwendungen, die innerhalb der Mauern unserer Praxis Verwendung finden, sind okay. Alles, was digital von der Praxis nach außen geht oder von außen in die Praxis kommt, wird überaus kritisch gesehen.

Ist das nicht merkwürdig? Wir alle arbeiten mit digitalen Praxisverwaltungssystemen, implementieren in unseren Praxen zunehmend digitale Anwendungen, vernetzen diese zu digitalen Workflows, binden unsere Patienten in den digital basierten Entscheidungsprozess ein und sind bereits vielfach in der Lage – in time und chairside, wie es so schön heißt – ZE zu fertigen und den Patienten damit zeitgleich zu versorgen. Wenn es aber um digitale Anwendungen geht, die der Kommunikation und dem Datenabgleich dienen, sind selbst so „rurale“ Techniken wie die Telematikinfrastruktur und die eGK im Kollegenkreis ausgesprochen negativ konnotiert. Natürlich hat sich die gematik (und nicht zu vergessen die Industrie) bei der Entwicklung und der technischen Umsetzung einer sicheren digitalen Infrastruktur für das Gesundheitswesen nicht gerade mit Ruhm bekleckert. Aber deswegen ist per se nicht die Digitalisierung schlecht, sondern allenfalls deren Umsetzung. Fragt man zum Beispiel Ärzte, die sich in Ärztenetzen zusammengefunden haben, nach der Berufszufriedenheit, so ist diese dann deutlich gestiegen, wenn die Patientenversorgung in der kollegialen Zusammenarbeit bessere Ergebnisse gezeitigt hat. Und das bei geringeren Kosten für die Krankenkassen, gesunkenen Zeitaufwänden für die Kollegen und einer Erfolgsbeteiligung an den generierten Einsparungen. Das Rückgrat eines jeden Netzes ist die ePA, die sogenannte elektronische Patientenakte, sowie eine entsprechende Praxis-IT samt einer sicheren Vernetzung (VPN), die allen beteiligten Kollegen jederzeit den vollen Überblick über die Behandlungssituation des Patienten gibt. Und die so intelligent programmiert ist, dass Wirtschaftlichkeitsreserven auch von den Kolleginnen und Kollegen gemeinsam gehoben werden können, ohne dass der Patient irgendwelche Behandlungsnachteile in Kauf nehmen muss. Daher wird auch an einer ePA in Zukunft kein Weg vorbeiführen.

Selbst wenn durch die Besonderheit der Zahnmedizin Netze und Verbünde im Vergleich zu den Humanmedizinern nicht die gleichen Vorteile versprechen, so kann die Digitalisierung auch Zahnärztinnen und Zahnärzten erhebliche Vorteile bringen. Entlastung zum Beispiel. Denn elektronische Genehmigungsverfahren können den bürokratischen Aufwand und Zeitverbrauch erheblich reduzieren. Gleiches gilt für elektronische Abrechnungsverfahren. Ob Videosprechstunden für Zahnärzte Sinn machen, sei an dieser Stelle dahingestellt. Fakt ist allerdings, dass Patienten zunehmend elektronische Kanäle für die Kommunikation mit ihrem Zahnarzt oder Arzt nutzen. Da werden Fotos per Smartphone verschickt samt der Frage nach Rat bei Beschwerden. Die Krux: Genau diese Übermittlungen sind unverschlüsselt …

Die KZBV hat sich für die nächsten Jahre die Digitalisierung ins Programm geschrieben. Dazu gehört, Mindeststandards für eine sichere Kommunikation durchzusetzen. Denn schlussendlich steht das Vertrauensverhältnis zwischen Zahnarzt und Patient über allem und damit der Schutz der Patientendaten.

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Dr. Karl-Georg Pochhammer

Stellvertretender Vorstandsvorsitzender der KZBV

Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung
Universitäts str. 735
0931 Köln

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