25. Zahnärztetag Sachsen-Anhalt
Der Sonnenaufgang der digitalen Zahnheilkunde
- Traditionell findet der Zahnärztetag Sachsen-Anhalt im historischen Parkhotel Herrenkrug in Magdeburg an der Elbe statt. Auch in diesem Jahr bildeten sich am 27. Januar die Teilnehmer im großen Festsaal fort. | © zm/nb
- Abformung - digital oder konventionell? "Der digitale intraorale Scan hat in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung erlebt", erläuterte Prof. Bernd Wöstmann, Direktor der Poliklinik für Zahnärztliche Prothetik des Universitätsklinikums Marburg und Gießen, Standort Gießen. Es stelle sich aber die Frage, wann der Einsatz in der zahnärztlichen Praxis tatsächlich sinnvoll sei. Wöstmann skizzierte, welche neuen Möglichkeiten und Behandlungsoptionen intraorale Scanverfahren mit sich bringen - aber auch welche spezifischen Probleme. "Der große Vorteil der digitalen Abformung besteht darin, dass Sie hier die Möglichkeit zum Nachbessern haben", veranschaulichte Wöstmann. Das Problem bei der konventionellen Abformung bestehe darin, dass sie reproduzierbar sein müsse. „Je nachdem, wie warm oder kalt es in der Praxis ist, welches Material Sie nutzen und wer das Material vorbereitet, ist dies aber nahezu unmöglich.“ Der Scanner sei jedoch kein Ersatz für den Löffel, stellte Wöstmann klar: "Wenn Sie digital arbeiten wollen, müssen Sie Ihren Workflow daran anpassen." Außerdem biete sich nach seiner Erfahrung der intraorale Scan vorerst nur bei kleineren Restaurationen an: "Eine digitale Abformung bei Teil- oder Totalersatz ist in der Regel mit vielen Schwierigkeiten verbunden." | © zm/nb
- „Scanner sind Kameras“, erläuterte Wöstmann. „Das heißt, die gesamte Präparation muss vollständig sichtbar sein. Sulkusblutungen müssen vermieden werden.“ Eine Möglichkeit seien mit Epinephrin getränkte Fäden, die den Blutfluss in der Gingiva reduzieren. Beim intraoralen Scan empfiehlt Wöstmann die Doppelfadentechnik. "Ich bin fest überzeugt, dass der intraorale Scan in die Praxen kommt“, betont Wöstmann abschließend. „Wann? Das kann ich nicht sagen. Die Zukunft der Zahnmedizin ist jedoch digital. Nach wie vor erleben wir den Sonnenaufgang der digitalen Zahnheilkunde.“ © zm/nb
- Ästhetik auf Implantaten – was funktioniert und was nicht Prof. Florian Beuer, Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre an der Charité Universitätsmedizin in Berlin, diskutierte in seinem Vortrag drei verschiedene Konzepte in der Implantatprothetik: die konventionelle Versorgung nach einer Einheilphase; das sogenannte Münchener Implantatkonzept, nach dem die Abformung während der Implantatinsertion vorgenommen und der Zahnersatz nach einer Einheilphase eingegliedert wird; sowie die Implantatsofortversorgung. | © zm/nb
- Sein Fazit: Die konventionelle Implantatprothetik ist ein bewährtes Konzept, das sich durch hohe Vorhersehbarkeit und geringes Risiko auszeichnet. Als Nachteile benannte Beuer die lange Dauer der Behandlung sowie die damit verbundene Weichgewebeausformung. „Beim konventionellen Konzept wird viel Manipulation an den Weichgeweben vorgenommen“, erläuterte Beuer. Dementsprechend sei das Münchner Implantatkonzept vorteilhafter: Hier benötige man nur zwei Behandlungssitzungen bis zur Krone. Auch die Implantatsofortversorgung sei komfortabel, schnell und biete wenig Manipulationen an den Weichgeweben. Hier sei jedoch eine aufwendige Planung nötig, resümierte Beuer. | © zm/nb
- Prof. Klaus Louis Gerlach (Magdeburg) übernahm die wissenschaftliche Leitung des 25. Zahnärztetags Sachsen-Anhalt. | © zm/nb
- Bereits zum 18. Mal verlieh die Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt den Erwin-Reichenbach-Förderpreis. Dieses Jahr ging die Auszeichnung an Dr. Kyung-Jin Park von der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Leipzig. Titel ihrer Arbeit: „Evaluierung von ICDAS II zur Detektion kariöser Läsionen mittels optischer Kohärenztomografie“. Park und ihr Autorenteam stellten fest, dass optische Kohärenztomografie (OCT), die bislang in der Augenheilkunde zur Anwendung kam, gut geeignet ist, um die Ausdehnung kariöser Läsionen an glatten Oberflächen zu bestimmen und somit eine gute Ergänzung für die visuelle Inspektion durch den Zahnarzt ist. In der Studie konnte der optische Befund vielfach präzisiert oder korrigiert werden, was für die erfolgreiche Behandlung der Karies von großer Bedeutung ist. | © zm/nb
- Das Geheimnis guter Führung "Der Chef ist der Kündigungsgrund Nummer 1 in Deutschland. Wenn Sie gute Mitarbeiter wollen, arbeiten Sie an sich selbst", gab anschließend Festrednerin Regina Först das "Geheimnis guter Führung" preis: "Führung ist in erster Linie Selbstführung! Nur wer in sich ruht, gerät nicht außer sich", betonte die Unternehmensberaterin. Sie gab wertvolle Tipps im Umgang mit schwierigen Mitarbeitern, bei Problemen im Team und bei Personalmangel: "Führung bedeutet, Sie erbringen eine Dienstleistung. Um Mitarbeiter zu binden und in der Praxis zu halten, müssen Sie Ihre Sozialkompetenz stärken." Negatives Denken helfe dabei nicht: "Fragen Sie sich nicht, 'Was will ich nicht?', sondern fragen Sie sich immer 'Was will ich eigentlich?'. Und übertragen Sie dieses Denkmuster auf Ihre Mitarbeiter. Denken Sie: 'Was kann meine Mitarbeiterin besonders gut?' statt: 'Das versteht die sowieso nicht'." | © zm/nb
- Bürgerversicherung: "Was für ein Schmarren" Dr. Carsten Hünecke, Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, nahm in seiner Eröffnungsrede Bezug zur Bürgerversicherung: "Sie kennen das politische Argument 'Schluss mit der Zweiklassenmedizin'. Ich brauche Sie darüber gar nicht aufklären, wir alle wissen es, und die Bayern würden sagen 'Was für ein Schmarrn'." Und weiter: "Statt also über Gleichmacherei zu debattieren, sollten konkrete Maßnahmen durch die neue Regierung unterstützt werden." Dazu zählte Hünecke ein "klares Bekenntnis zu einer zukunftsfesten Finanzierung des Gesundheitswesens auf den Säulen der GKV und PKV" sowie den Einstieg in "echten Bürokratieabbau, wie der Normenkonktrollrat dies bereits 2015 vorgegeben hat". Auch die Verabschiedung der Novellierung der zahnärztlichen Approbationsordnung (ZApprO) gehört für Hünecke auf die Agenda, da mit den vorgesehenen Famulaturen aus seiner Sicht die Möglichkeit besteht, früh Einblicke in die selbstständige Berufsausübung zu gewinnen und für die Niederlassung zu werben: "Wir müssen die Lust und den Hunger auf einen der schönsten Berufe in selbstständiger freiberuflicher Tätigkeit wachhalten." | © zm/nb
- "Wir stehen an Ihrer Seite", betonte Olivia Lange, Referentin im Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration Sachsen-Anhalt. "Es ist höchste Zeit, dass die Reform der zahnärztlichen Approbationsordnung endlich kommt." Lange überbrachte die Grüße von Ministerin Petra Grimm-Benne (SPD) und betonte, dass man nun schnellstmöglich eine stabile Bundesregierung benötige, um die anstehenden Aufgaben - darunter eben auch die Novellierung der ZApprO - "endlich anpacken" zu können. | © zm/nb
- Wie wichtig es ist, dass mit einer stabilen Bundesregierung auch bei den MVZ schnellstmöglich Regelungen gefunden werden, stellte der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel, in seinem Grußwort heraus. Er wolle das MVZ "nicht an sich infrage stellen", sehe das größte Problem aber darin, dass MVZ zunehmend ins Interesse fachfremder internationaler Investoren geraten. "Diesen Investoren geht es einzig und allein um die Rendite - nicht um den Patienten!" © zm/nb
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Politik
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Bisher sind rund fünf Prozent der Praxen in Deutschland mit einem Intraoral-Scanner ausgestattet - Tendenz steigend. In Magdeburg wurde über Sinn und Unsinn digitaler Angebote diskutiert. Eine Fotostrecke.