Produktpflege mit interessanten Details statt Revolution
Einige Hersteller haben ihr Angebot an Röntgengeräten neu strukturiert. So hat beispielsweise die Firma Dentsply-Sirona die Produktfamilie für extraorale Geräte neu geordnet – die Kunden sollen es künftig leichter haben, das für sie passende Gerät zu finden. Bei KaVo hat man die bislang infolge der Integration verschiedener Hersteller recht gemischte Produktpalette reduziert und übersichtlicher gemacht. Als Neuerung wurde ein Kombigerät mit Fernröntgen-Zusatz vorgestellt, das nun über einen zweiten Strahler verfügt und auch eine ungewöhnliche Anordnung der Sensoren für OPG, DVT und Fernröntgen aufweist. Es bleibt abzuwarten, ob diese aufwendige Variante sich am Markt etablieren kann. Bei Acteon konnte man ebenfalls eine Neuorientierung der Produktpalette antreffen.
Kombigeräte setzen sich mehr und mehr durch
Gerätetechnisch setzen sich Kombigeräte für OPG und DVT (gegebenenfalls mit FRS-Zusatz) mehr und mehr durch, reine DVT-Geräte stellen eine Ausnahme dar, reine Panoramageräte gibt es weiterhin. Sensortechnisch findet man nach wie vor die Variante von zwei separaten Sensoren für OPG und DVT, die dann je nach Aufnahmeverfahren motorisch in Position gebracht werden. Genauso gibt es aber auch zunehmend Geräte, die für OPG und DVT den gleichen (Flatpanel-)Sensor verwenden, wobei nicht immer zuverlässig Auskunft darüber zu erhalten war, ob diese Sensoren im zentralen OPG-Bereich höher auflösend sind als in den benachbarten Sensorarealen. Bei diesen Geräten liegt der Schwerpunkt eindeutig im DVT-Bereich, während man für OPG-Aufnahmen Abstriche hinnimmt.
Einzelne Hersteller (zum Beispiel Dürr) setzen für den Fernröntgensensor auf eine neue Technik. Der Sensor sieht aus wie ein Flatpanel, ist aber keines (Abbildung 1). Dahinter verbirgt sich die Technologie, einen üblichen schmalen Sensor in ein Gehäuse zu packen, in dem er sich mit deutlich höherer Geschwindigkeit bewegen kann als ein frei in den Raum ragender Sensor. So werden zwei Ziele erreicht: Die Expositionszeit kann deutlich verkürzt werden und die Gefahr von Beschädigungen des Sensors wird reduziert. Gegenüber Flatpanel-Sensoren, die es ja für Fernröntgenaufnahmen schon länger gibt, ist die Qualität des schmalen Sensors in der Regel besser, was zu einer Steigerung der Aufnahmequalität führt.
Im DVT-Bereich gibt es eine Vielzahl unterschiedlichster Varianten. Die meisten Geräte arbeiten mit vordefinierten Fields of View (FOV), wobei die Dimensionen durchaus unterschiedlich sind. Hier wurde trotz eigentlich anatomisch vorgegebener, sinnvoller Volumengrößen noch kein gemeinsamer Nenner gefunden. Die gängigsten Größen sind 5 cm x 5 cm, 8 cm x 8 cm und 11 cm x 10 cm, wobei die Position der Volumina unterschiedlich frei wählbar ist.
Beim Planmeca VisoTM findet man die weiteste Spanne von Volumengrößen, die zudem noch frei wählbar ist: Von extrem kleinen 3 cm x 3cm über diverse Zwischengrößen bis zu ungestitchten 30 cm x 19 cm – das Volumen kann also in einem Schritt gescannt werden. Wer optimal kollimieren will, hat mit einem solchen Gerät maximale Möglichkeiten. Ob das in der Praxis auch genutzt wird, sei dahingestellt. Insgesamt ist festzustellen, dass variabel einzustellende FOVs eher die Ausnahme sind.
Variabel einzustellende FOVs bleiben die Ausnahme
Bei der Anzeige der Volumenlage im Rahmen der Patientenpositionierung werden unterschiedliche Wege beschritten: So setzen Planmeca und XRAYGermany bei der Visualisierung des gesamten Bereichs auf eine Live-Aufnahme des Patienten beziehungsweise auf eine Projektion aufs Gesicht, beim KaVo Kerr OP 3D Pro werden die Ober- und die Untergrenze des Volumens mit Laserlinien angezeigt. Am häufigsten ist die Anzeige der Mitte des Volumens in den drei Raumebenen anzutreffen. Zur Patientenpositionierung ist festzustellen, dass die Vorrichtungen für den frontalen Aufbiss weiterhin instabil wirken, so dass der Patient problemlos in der Lage ist, den Aufbiss in seiner vertikalen Position zu verändern, was dann zu Fehlpositionierungen führen kann. Man hat den Eindruck, dass dies nicht bei allen Geräten zuverlässig durch Schläfen- beziehungsweise Stirnstützen verhindert werden kann. Planmeca hat für sein VisoTM eine völlig neue Positionierungshilfe entwickelt, die auf den ersten Blick etwas irritiert. Der Patient wird anterior über eine Kinnauflage und von posterior über eine Hinterkopfstütze fixiert. Diese wird sehr einfach mit einer langen Stange eingestellt, die an einen Besenstiel erinnert. Nach eigener Erfahrung kann der Autor sagen, dass man damit als Patient sehr stabil positioniert wird und das Ganze sich überraschend angenehm anfühlt (Abbildung 2).
Vorsicht bei den Angaben zur Patientendosis
Bei den Umlaufzeiten der DVT-Geräte hat sich im Vergleich zur IDS 2017 nichts Wesentliches getan, die kürzesten Zeiten liegen weiter knapp unter fünf Sekunden. Low-Dose ist verbreitet das Zauberwort für Aufnahmen mit reduzierter Strahlung und Auflösung, wobei die Hersteller technisch unterschiedliche Wege beschreiten: Man findet teils erhebliche Absenkungen des Röhrenstroms oder aber softwaregestützte Verfahren, um aus weniger Bildern bei kurzen Strahlungszeiten trotzdem noch verwertbare Aufnahmen zu generieren. Teils kommen beide Prinzipien auch in Kombination zur Anwendung. Selbst wenn die meisten Hersteller Angaben zur effektiven Patientendosis für ihre Geräte machen, muss man sich bewusst machen, dass nicht alle Werte wirklich auf vergleichbaren Phantommessungen beruhen – und deshalb mit Vorsicht zu interpretieren sind.
Im intraoralen Bereich sind die Tubusgeräte weitgehend unverändert, weiterhin ist Planmeca der einzige Hersteller, bei dem die Expositionsdaten des Strahlers an die Röntgensoftware übermittelt werden. Das kleinste und damit sehr handliche Gerät findet man bei orangedental (Abbildung 3). Es basiert auf einer als „Nanotube“ bezeichneten sehr kleinen Röhre und hat als interessantes Feature eine digitale Anzeige des eingestellten Winkels (zusätzlich zu den Expositionsdaten). Bei den Scannern für Speicherfolien zeigt sich, dass das Ei des Kolumbus immer noch nicht gefunden ist. Einzelne Hersteller haben ihre erst bei der letzten IDS vorgestellten Scanner revidiert, weil es technische Probleme gab. Es scheint also nicht so einfach zu sein, einen Scanner zu produzieren, der die Folien möglichst schonend ausliest, hygienisch unproblematisch ist, vom Handling her wenig Fehlermöglichkeiten bietet und am Ende noch gute Aufnahmen auf dem Monitor zur Ansicht bringt.
„Das Ei des Kolumbus ist noch nicht gefunden“
Bei der Software ist die erfreuliche Tendenz zu immer mehr Ähnlichkeit der Programme festzustellen, insbesondere im 3-D-Segment. Einzelne Hersteller haben die entsprechende Software komplett neu gestaltet. Neben voll integrierten 3-D-Anwendungen gibt es weiterhin getrennte Software für die Bildgenerierung und die 3-D-Darstellung. Auch wenn die „all-in-one-Lösung“ primär anwenderfreundlicher erscheint, hat sie doch eventuell den Nachteil, dass die Programme dadurch komplexer werden. Interessant ist, dass bei Röntgensoftware auch die Option angeboten wird, die Gerätevoreinstellung sowohl am PC als auch am Röntgengerät selbst vorzunehmen.
Bei Dentsply-Sirona setzt man auf diverse Zusatzprogramme, die von SICAT vertrieben werden. Ob sich eine Software zur Generierung von Bohrschablonen für Endokavitäten aufgrund von 3-D-Röntgendatensätzen wird durchsetzen können, bleibt abzuwarten. Zumindest zeigen solche Entwicklungen, dass man sich bei der Industrie Gedanken macht, wo 3-D-Informationen den Zahnarzt unterstützen und vielleicht sicherere Behandlungsergebnisse nach sich ziehen können.
Einige Hersteller haben ihre Produktpalette um eine Cloud erweitert, über die der Austausch von Bilddatensätzen mit Kollegen und Patienten erfolgen kann, eine durchaus interessante Option.
Dr. Werner Betz
Oberarzt und Leiter der Röntgenabteilung und Akutambulanz des Zentrums der Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde der Goethe-Universität Frankfurt
Theodor-Stern-Kai 7, Haus 29, 60596 Frankfurt am Main
w.betz@em.uni-frankfurt.de