„Ich komme als Helfer wunderbar infrage!“
Als angestellter Zahnarzt muss Felix Rullmann wie viele andere in Kurzarbeit. Doch die freie Zeit will er nutzen und den Menschen, die in seiner Stadt durch das Coronavirus eingeschränkt sind, helfen. Dafür akquirierte er sein Netzwerk aus der Lokalpolitik, meldete sich beim Deutschen Roten Kreuz, organisierte seine Einkaufshilfe und baute kurzer Hand einen Gabenzaun. Vor allem lag ihm am Herzen, sein zahnmedizinisches Know-how einzubringen – und den Bewohnern des Altenstifts zu helfen.
Mehrmals in der Woche hilft er den Senioren
„Ich habe mir gedacht, ich kenne mich doch als Zahnarzt bestens mit Hygiene aus. Also komme ich als Helfer wunderbar infrage!“, erklärt Rullmann. Notwenige Schutzmittel und Isopropanol hat er vorrätig. Er meldete sich beim Deutschen Roten Kreuz als Zusatzkraft und auch beim Seniorenstift St. Marien in Lemgo, wo er direkt den Vorstand ans Telefon bekommt, der Rullmanns Hilfe dankend annimmt. Das Feedback ist riesig und herzlich.
Das spornt ihn an, weiterzumachen. „Meine Hilfe biete ich solange an, wie Risikopatienten geraten wird, zu Hause zu bleiben. Der Gabenzaun steht nach Möglichkeit, bis die Tafeln wieder öffnen.“ Mehrmals die Woche unterstützt er die Bewohner des Seniorenstifts, löst Rezepte in der Apotheke ein, bringt ihre Briefe zur Post und geht für sie einkaufen. Dabei haben Hygiene und Schutzkleidung oberste Priorität.
Die Regeln für den Zaun: kein Alkohol
Aber auch der Zaun wird weiter bestückt – und nachgefragt: Nach dem Motto „Jeder gibt, was er kann“ zog Rullmann mit seinem Freund Julien Thiede, Student des Bauingenieurwesens, den Gabenzaun hoch. Das Ordnungsamt hatte nichts dagegen. Die Nachbarschaft unterstützt fleißig. Informiert wird über Facebook.
An den Zaun kommen neben Grundnahrungsmitteln auch Zahnpflegeprodukte. Für die Ausstattung klappert Rullmann Zahnarztpraxen und Apotheken ab und bittet um Sachspenden, wie Zahnpasta & Co. Auch Anwohner können etwas beisteuern.
Morgens und abends checken beide, was noch am Zaun hängt oder nachgeladen werden muss und ob etwas verderben könnte. Die beiden haben den Eindruck, dass nur ausgewählt und besonnen das genommen wird, was benötigt wird. „Auf den Gabenzaun haben wir in der Regionalzeitung, im Radio und in der lokalen Facebookgruppe aufmerksam gemacht, außerdem haben wir Kontakt zu Ehrenamtlichen der Tafel und des sozialen Mittagstischs in Lemgo, damit auch speziell die Menschen, die die derzeitige Lage stark einschränkt, informiert sind“, erzählt der Zahnarzt.
Für seine Hilfe beim Einkauf druckt er Flyer mit seiner Nummer. Die Resonanz ist sehr gut. Die Menschen in Lemgo, die derzeit nicht alleine einkaufen können, danken ihm. Ab und zu sogar mit einem kleinen Geschenk.
Lemgo ist prädestiniert für einen Hilfsauftrag
Etwas Sinnvolles mit der freien Zeit anfangen und dabei die berufliche Expertise einbringen, das wünscht sich Rullmann auch von seinen Kollegen. In Lemgo sind die Medizintechnikunternehmen Komet Dental und Brasseler ansässig, die die Welt mit Instrumenten, Bohrern und Schleifkörpern beliefern. Fast ist die Stadt also prädestiniert für einen Hilfsauftrag für die Zahngesundheit, fügt der engagierte Zahnarzt augenzwinkernd hinzu.