Bis Corona uns stoppte
In Nepal geht es hoch hinaus bis zum „Dach der Welt“ mit dem berühmten Mount Everest und ganz tief nach unten in die Armut der Menschen, die als Wanderarbeiter und Tagelöhner oft um die Existenz kämpfen. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung sind Analphabeten, es gibt kein Melderegister, dass die Geburten und Todesfälle erfasst. Wie viele Menschen sich mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben, kann also nicht ermittelt werden.
Die Versorgung durch internationale Hilfsorganisationen war bisher ungleich verteilt: Während sich die NGOs im Kathmandu-Tal um die Hauptstadt beinahe gegenseitig auf die Füße traten und Hilfe anboten, waren die übrigen Landesteile Nepals zum Teil ohne jede Unterstützung, vor allem ohne angemessene medizinische Versorgung. Die Vereine Brepal e. V. und Dental and Social Care e. V. (DESOCA) schlossen sich daher zusammen und bauten gemeinsam Versorgungsstationen mit Dentaleinheiten auf, um auch im bitterarmen Hinterland zu helfen.
Hilfe für DESOCA e. V.
www.desoca-nepal.de und www.brepal.de
DESOCA e. V.
IBAN:DE77 2806 9956 5720 5973 00
BIC: GENODEF1NEV (Grafschafter Volksbank)
Für Spendenquittungen bitte Anschrift nicht vergessen!
Zurzeit befindet sich Nepal in einem kompletten Lockdown, der mit hartem Griff von der Polizei kontrolliert und bei Nichteinhaltung brutal sanktioniert wird. Die Regierung selbst scheint kein Konzept zu haben, wie mit dem Virusausbruch umgegangen werden soll und kopiert Maßnahmen des Westens. Das staatliche Gesundheitssystem war schon in Normalzeiten schlecht und unterfinanziert, und ist jetzt gänzlich überfordert. Es kamen, vor allem aus Indien, Tausende von nepalesischen Arbeitern, die alle in ihre Dörfer zurück wollten. Sie versuchen nun zu Fuß in die Heimat zu gelangen, denn es fahren keine Busse mehr. Der Weg nach Hause ist ein Spießrutenlauf für sie, da man ihnen unterstellt, dass sie infektiös sind. Geld für Tests ist nicht vorhanden. Falls jemand dennoch als infiziert ausgewiesen wird, hat er kaum Chancen auf Behandlung, da Krankenwagenfahrer und sogar Ärzte sich weigern, positiv getestete Menschen zu fahren oder zu behandeln. Das normale Chaos in Nepal ist also noch größer geworden. Mit dem Lockdown müssen die Hilfsstationen jetzt versuchen, ohne die Hilfe der deutschen Ärzte auszukommen.
Zusammen mit Gerd Korves von DESOCA war ich im März noch in Nepal. Mit einem der letzten Flüge konnten wir zurückkommen. Nach dem Erdbeben 2015 wurde dem Land weltweit finanziell geholfen, dies wird sich nun mit großer Wahrscheinlichkeit nicht wiederholen. Dem nepalesischen Staat werden etwa 60 Prozent des Bruttoinlandprodukts verloren gehen, weil auf unbestimmte Zeit die Einnahmen aus dem Tourismus und die Überweisungen der Auslandsarbeiter wegfallen. Viele Menschen hungern bereits; die Armut im Land war zwar immer gegenwärtig, nun wird sie wohl weiter zunehmen.
Wir werden die Menschen in Nepal weiter unterstützen, was in näherer Zukunft auf rein finanzielle Hilfe hinausläuft, denn es ist davon auszugehen, dass in diesem Jahr keine Einsätze mehr durchgeführt werden können. Diese werden wahrscheinlich erst nach einer Impfung gegen SARS-CoV-2 wieder möglich. Wir hoffen, dass sich dann erneut Kolleginnen und Kollegen bereit erklären, uns und unsere Arbeit aktiv zu unterstützen. In der Zwischenzeit sind unsere nepalesischen Mitarbeiter auf sich allein gestellt. Sie wurden gut ausgebildet und sind hoch motiviert. Sie werden mit der Krise zurechtkommen.
Dr. med. Klaus Eckert
1. Vorsitzender BREPAL e.V.Internist/Nephrologe, DTM&H Liverpool
Heisiusstr. 38, 28307 Bremen
2011 begann der Verein Brepal e. V. im Westen Nepals auf Initiative des Internisten Dr. Klaus Eckert mit dem Aufbau des ersten Gesundheitszentrums. 2016 schloss sich der Verein DESOCA e. V. an und erweitert seitdem das medizinische Spektrum um die Zahnmedizin.
Hintergrund
Im September 2011 nahm Brepal die Arbeit in einem kleinen Lehmhaus ohne Wasser und Strom auf. Im März 2015 wurde dann ein neues Gebäude gebaut und eingeweiht, in dem seitdem Medizin nach westlichem Standard angeboten wird. Im Osten des Landes ist 2018 ein weiterer kleiner Healthpost entstanden.
Anfangs wurden nur jährliche Zahnarztcamps in zwei Dörfern im Osten des Landes von DESOCA durchgeführt. Zahnextraktionen machten den größten Teil der Interventionen aus, was natürlich auf die Dauer sehr unbefriedigend war. Beide Zentren im Westen sowie im Osten Nepals wurden deshalb mit einer stationären Dentaleinheit ausgestattet, die nun eine angemessene Zahnversorgung ermöglicht. In den Schulen der Regionen finden zudem regelmäßige Reihenuntersuchungen statt, Lehrer und Schüler werden dabei auch über Prophylaxe-Maßnahmen unterrichtet. Notwendige Weiterbehandlungen erfolgen in den Stationen. Als Präventionsmaßnahme werden die Milchzähne der Jüngeren versiegelt und Zahnbürsten und Zahnpasta verteilt.
In den vergangenen drei Jahren erfolgten in den Stationen und Camps insgesamt 17 Einsätze von 20 ZahnärztInnen. Gerd Korves, Zahnarzt aus Lingen, organisiert die Arbeit in Nepal für DESOCA. Er fand die gemeinsame Arbeit zwischen Brepal und DESOCA überzeugend und bringt sich seitdem dort mit ein, was sich in bislang sieben Einsätzen niederschlug.
Seit 2019 organisiert Brepal auch ambulante Camps – in Zusammenarbeit mit nepalesischen Augenärzten –, an denen sich DESOCA beteiligt. So können weitere Patienten in den abgelegenen Regionen Nepals zahnmedizinisch betreut werden.
Ein nepalesisches Team von zahnmedizinischen Assistentinnen wurde weitergebildet, so dass jetzt auch ohne die Anwesenheit deutscher Zahnärzte die Stationen und Schulen betreut werden. Inzwischen ist ein weiteres Zentrum im Osten des Landes in Planung. Eigentlich sollte der Bau nach der Regenzeit beginnen, was wegen des Ausbruchs von COVID-19 verschoben werden musste.