Leitartikel

Soziales Engagement ist wichtiger denn je

Dietmar Oesterreich
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Die Corona-Pandemie hat zwangsläufig dazu geführt, dass wir uns in Deutschland viel mit uns selbst beschäftigen, sei es im privaten, beruflichen oder staatlichen Umfeld. Das ist – trotz aller manchmal sehr deutschen Tendenzen zur „Nabelschau“ – ein natürlicher Prozess in einer Ausnahmesituation wie wir sie bisher noch nicht erlebt haben. 

Umso erfreulicher ist, dass sich auch in diesen schwierigen Zeiten viele Kolleginnen und Kollegen sozial engagieren. Sie helfen im In- und im Ausland, in kleinen lokalen Projekten wie in groß angelegten Hilfseinsätzen, als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer oder in vielköpfigen Teams, die teilweise mit internationalen Hilfsorganisationen zusammen arbeiten. Unterstützt werden Kinder und Senioren, Obdachlose und Drogenabhängige, Geflüchtete in Deutschland und Hilfsbedürftige in Entwicklungs- und Schwellenländern. Die konkrete Hilfe kann eine kostenlose zahnmedizinische Behandlung von Menschen ohne Krankenversicherung sein oder die Einrichtung einer Zahn- beziehungsweise Krankenstation in Regionen, wo es nur eine spärliche Gesundheitsversorgung gibt. Viele Kolleginnen und Kollegen opfern nach wie vor große Teile ihrer Freizeit für ihr ehrenamtliches Engagement und stecken Geld und vor allem viel Herzblut hinein.

Um es deutlich zu sagen: Zahnärztinnen und Zahnärzte sind dem Gemeinwohl verpflichtet. Dies findet Ausdruck in der Musterberufsordnung der Bundeszahnärztekammer und im Genfer Gelöbnis. 

Diese Gemeinwohlverpflichtung wird tagtäglich in der Praxis gelebt, aber viele erfüllen ihre ethischen Verpflichtungen über diesen eigentlichen Auftrag hinaus und engagieren sich zusätzlich auf vielfältige Weise auch unter den Bedingungen der Pandemie ehrenamtlich. 

Es zeigt sich derzeit deutlich, dass dieses Engagement notwendiger denn je ist, da die Corona-Pandemie soziale Ungleichheiten im Inland und in noch größerem Maße im Ausland verschärft. Sie wirkt dabei wie ein Brennglas. 

Auf der anderen Seite verkompliziert sie aber auch viele Hilfseinsätze, macht sie sogar oft unmöglich. Einsätze im Ausland waren durch (Ein-)Reiseverbote nicht durchführbar. Im Inland waren Obdachlosenpraxen wegen mangelnder Schutzausrüstung größtenteils geschlossen. Teilweise waren Spendenrückgänge zu verzeichnen. Im schlimmsten Fall sind Hilfsprojekte zur kompletten Untätigkeit verdammt, erzielte Erfolge werden dadurch um Jahre zurückgeworfen oder gänzlich zunichte gemacht. Dennoch werden Bedürftige von Ehrenamtlichen versorgt, soweit es möglich ist. 

Bei aller verständlichen Ungeduld hierzulande mit dem Fortschritt der Impfkampagne dürfen wir Entwicklungs- und Schwellenländer bei der Versorgung mit Impfstoff nicht vergessen. Gerade dort ist es vielen Menschen nicht möglich, sich ausreichend vor dem Virus zu schützen. Eine globale Pandemie kann nur global bekämpft werden.

Dies alles gehörte zu den Themen unserer diesjährigen virtuellen Konferenz der Hilfsorganisationen am 12. März, mit der wir das vielfältige Engagement der Zahnärzteschaft koordinierend unterstützen und in die Öffentlichkeit tragen wollten. Dass diese Initiative der BZÄK Früchte trägt, zeigt der Umstand, dass sich in diesem Jahr neben Prof. Dr. Andrew Ullmann (FDP), stellvertretender Vorsitzender des Unterausschusses Globale Gesundheit des Deutschen Bundestags, auch erstmals die Parlamentarische Staatssekretärin des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Dr. Maria Flachsbarth (CDU), an die Teilnehmerinnen und Teilnehmer wandte. Die Initiativen der Zahnärzteschaft werden also auch verstärkt von der Politik wahrgenommen – was im besten Fall zu dem Bild von uns Zahnärztinnen und Zahnärzten führt, das den Berufsstand wirklich kennzeichnet.

Wir möchten daher an dieser Stelle allen Kolleginnen und Kollegen, die sich trotz einer vielleicht schwierigen persönlichen Situation ehrenamtlich in den zahlreichen zahnärztlichen Hilfsorganisationen engagieren, ganz herzlich danken. Die Zahnärzteschaft kann zurecht stolz auf Sie sein.

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich,

Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer

Dr. Karsten Heegewaldt,

Vorstandsreferent für Soziale Aufgaben und Hilfsorganisationen der Bundeszahnärztekammer

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Prof. Dr. Dietmar Oesterreich

Langjähriger Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vorsitzender Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ), Honorarprofessor für Orale Prävention und Versorgungsforschung an der Universität Greifswald

Dr. Karsten Heegewaldt

Vorstandsreferent für Soziale Aufgaben und Hilfsorganisationen der Bundeszahnärztekammer

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