Protestaktion „ZFA im Nebel“ und „MFA am Limit“

An der Seite der Patienten, von der Politik vergessen

Während die Regierung im Bundestag gegenüber über die mögliche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht debattierte, initiierte der Verband medizinischer Fachberufe (VmF) eine erneute Protestaktion vor dem Brandenburger Tor. Dort versammelten sich zum dritten Mal Zahnmedizinische und Medizinische Fachangestellte – unterstützt von der Standespolitik.

Während die Regierung an diesem Nachmittag im Bundestag gegenüber noch über die mögliche Einführung einer allgemeinen Impfpflicht debattierte, versammelten sich ein weiteres Mal Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen aus den niedergelassenen Praxen zusammen mit Vertreterinnen vom VmF am Brandenburger Tor in Berlin. Die Absage eines staatlichen Corona-Bonus an die seit knapp zwei Jahren stark belasteten Berufsgruppen, hatte die ZFA und MFA enttäuscht zurückgelassen. Nun wollen sie weiter kämpfen für die Anerkennung ihrer Leistungen in der Frontline, direkt am Patienten.

Auch an diesem Tag hatte VmF-Präsidentin Hannelore König wieder Briefe von ZFA und MFA dabei, die den Verband erreichten und die sie stellvertretend an das Bundesgesundheitsministerium (BMG) weitergeben wollte. Und nochmals betonte sie, wie ausgelaugt ihre Kolleginnen von der vergangenen Zeit sind. Vor allem die stark von den niedergelassenen Praxen mitgetragene Impfkampagne und der hohe Aufklärungsbedarf der Patienten beschweren den regulären Arbeitsalltag zusätzlich.

MFA sind Klinik-Beschäftigten gleichzustellen

„Alle Beschäftigten im Gesundheitswesen arbeiten mit großem Engagement daran, die Herausforderungen der Corona-Pandemie zu bewältigen. In der aktuellen Phase müssen die Kliniken weiter entlastet und möglichst viele Patienten im ambulanten Bereich versorgt werden. Dafür setzen sich neben den Ärztinnen und Ärzten auch die Medizinischen Fachangestellten (MFA) im besonderen Maße ein. Es ist deshalb richtig und angemessen, MFA den Beschäftigten in Krankenhäusern gleichzustellen und ihnen für ihr Engagement in der Coronakrise eine steuerfinanzierte Corona-Prämie in vergleichbarer Höhe zu zahlen.“

BÄK-Präsident Dr. Klaus Reinhardt

„Die MFA und ZFA in den niedergelassenen Praxen sind seit Beginn der Pandemie besonders belastet. Neben der ambulanten zahnärztlichen und ärztlichen Versorgung kümmern sie sich auch um die Versorgung von mehr als 90 Prozent der COVID-Patientinnen und Patienten”, erklärte König. „Sie fangen die Überlastungen des öffentlichen Gesundheitswesens auf, sichern den Schutzwall vor den Kliniken, setzen die ständigen Änderungen in der Impf- und Teststrategie um, baden zudem die Kommunikationsfehler zwischen Wissenschaft und Politik aus.”

Anfragen, Beschwerden und Drohungen landeten als Erstes bei ihnen als Kontaktpersonen. König: „2020 und 2021 wurden Boni an Kliniken und Pflegeeinrichtungen ausgeschüttet, 2022 sind weitere geplant. Nur das große Engagement der Beschäftigten in den Arzt- und Zahnarztpraxen in der Pandemie und ihre wertvollen Leistungen werden dauerhaft nicht anerkannt.” 

ZFA haben mit das höchste Expositionsrisiko!

„Nicht erst seit Beginn von Corona stehen mehr als 200.000 ZFA und mehr als 400.000 MFA gemeinsam mit Zahnärzten und Ärzten in der ersten Reihe der ambulanten Versorgung. Dabei zählen ZFA zu den Berufsgruppen mit dem höchsten Expositionsrisiko im Zusammenhang mit Covid-19. Sie arbeiten in der Behandlungsassistenz, in der Parodontitis-Therapie, bei chirurgischen Eingriffen und in der Prophylaxe direkt am Patienten. Die Arbeitsbelastung ist durch verstärkte Hygiene- und Arbeitsschutzmaßnahmen deutlich gestiegen, der Stressfaktor durch die Pandemie, viele Terminverschiebungen und das veränderte Patientenverhalten sehr hoch. ZFA sind an der Seite der Zahnärzteschaft der Garant für die ambulante zahnärztliche Versorgung und wie die MFA unverzichtbar, werden von der Öffentlichkeit und der Politik aber ganz offensichtlich nicht gesehen.“

Dr. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der KZBV

Die Bundeszahnärztekammer (BZÄK), die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV), Landeszahnärztekammern, KZVen und der Freie Verband Deutscher Zahnärzte (FVDZ) bekräftigten ihre Solidarität mit den ZFA. Sie befürworten die Aktion: Dank des Einsatzes und des Engagements der ZFA habe man die zahnmedizinische Versorgung in den vergangenen beiden Jahren am Laufen halten können. Ihnen gebühre ein großes Dankeschön – auch sie hätten sich einen Sonderbonus verdient. BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz und der stellvertretende KZBV-Vorsitzende Dr. Karl-Georg Pochhammer waren neben weiteren Standesvertretern vor Ort, um die Proteste persönlich zu unterstützen und mit Gesundheitspolitikern ins Gespräch zu kommen.

Zur Übergabe der vom VmF gesammelten Protestbriefe der ZFA und MFA an das BMG kam es am Nachmittag in Berlin indes nicht mehr: Die Protestaktion musste zum Ende hin aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Im Anschluss an die Versammlung wollten sich VmF-Präsidentin Hannelore König und einige Teilnehmer eigentlich auf den Weg zur Friedrichstraße machen. Doch die zuständigen Polizeibeamten der Hundertschaft rieten davon dringend ab. Auf der Straße „Unter den Linden“ waren bereits viele Demonstranten der Anti-Corona-Bewegung ohne Masken und mit zu wenig Abstand auf dem Vormarsch, eine Alternativroute konnte durch die Polizei nicht ausreichend gesichert werden.

Impfgegner versuchten die Aktion zu kapern

„Es wurde im Vorfeld in den sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, sich uns anzuschließen, wenn wir uns auf den Weg zum BMG machen würden“, berichtete König. Die Demonstranten wollten sich offenbar gezielt untermischen. „Wir waren über die ganze Zeit in einem Austausch mit den Beamten und haben uns bis zu dem Punkt einigermaßen sicher gefühlt. Aber dann kam ein richtig mulmiges Gefühl auf“, schilderte König die Situation. Sie habe dann entschieden, dass das Sicherheitsrisiko für ihre Teilnehmer zu groß sei und die Veranstaltung beendet.

Die Leistung gehört staatlich anerkannt!

„Der Druck in den Praxen hat sich seit Beginn der Pandemie drastisch erhöht. Unsere Zahnmedizinischen Fachangestellten sind zurzeit Telefonhotline, Hygieneprofis, Seelsorgerinnen, Corona-Erklärerinnen – manchmal leider sogar Opfer von verbalen oder gar körperlichen Übergriffen. Sie leisten unfassbar viel – und das gehört natürlich auch staatlich anerkannt.“

BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz

Mit der Aktion selbst waren alle Beteiligten zufrieden. Die Briefe wurden am Ende per Boten ins BMG überbracht. Die nächste Aktion soll Mitte März stattfinden. „Bis dahin wollen wir dem Gesundheitsministerium die Zeit für eine Reaktion lassen und in der aktuell aufgeheizten öffentlichen Debatte um die Impfpflicht nicht noch Öl ins Feuer gießen. Denn die MFA erleben zurzeit schon genug Drohungen und Unmut in den Praxen“, sagte König. 

Sie hofft, dass beim nächsten Mal die Lage wieder friedlicher ist „und wir vom neuen Gesundheitsminister nicht wieder 14 Monate auf eine Antwort warten müssen!“

MFA und ZFA sind besonders belastet!

„Die MFA und ZFA in den niedergelassenen Praxen sind seit Beginn der Pandemie besonders belastet. Neben der ambulanten (zahn)ärztlichen Versorgung kümmern sie sich auch um die Versorgung von mehr als 90 Prozent der COVID-Patientinnen und Patienten. Sie fangen die Überlastungen des öffentlichen Gesundheitswesens auf, sichern den Schutzwall vor den Kliniken, setzen die ständigen Änderungen in der Impf- und Teststrategie um, baden zudem die Kommunikationsfehler zwischen Wissenschaft und Politik aus. Denn die Anfragen ebenso wie Beschwerden und Drohungen dazu, landen als erste als Kontaktpersonen bei ihnen. 2020, 2021 wurden Boni an Kliniken und Pflegeeinrichtungen ausgeschüttet, 2022 sind weitere geplant. Nur das große Engagement der Beschäftigten in den Arzt- und Zahnarztpraxen in der Pandemie und ihre wertvollen Leistungen werden dauerhaft nicht anerkannt.“

VmF-Präsidentin Hannelore König

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