Editorial

Über den Berg?

Deutschland im März 2022: Nach Expertenmeinung ist der Scheitelpunkt der Omikron-Welle überschritten, die Corona-Infektionszahlen sinken, eine Überlastung der Intensivversorgung in den Kliniken ist ausgeblieben. Die Schutzmaßnahmen sollen bis zum 20. März sukzessive zurückgefahren werden – mit den üblichen Hakeleien zwischen den Bundesländern. Der Versuch, über diese Maßnahmen auch Druck auf die Impfunwilligen auszuüben, hat nur teilweise gefruchtet. Zuletzt ist die Impfquote nur langsam gestiegen. Auf der anderen Seite läuft der Countdown für die einrichtungsbezogene Impfpflicht, an der die Politik unverdrossen festhält – trotz deutlich erkennbarer Regelungsdefizite soll in den Zahnarztpraxen ab dem 16. März die Pflicht gelten, einen gültigen Immunitätsnachweis vorzulegen. Die Folgen für die Praxen sind schwer abschätzbar – eine große Belastung ist aber sicher. Ob eine allgemeine Impfpflicht kommen wird, ist zumindest sehr fraglich. Aber auch hier hält die Politik an dem Vorhaben fest. Mehrere Vorschläge unterschiedlicher parlamentarischer Gruppen liegen auf dem Tisch. Interessant ist, dass die Bundesregierung bis dato keinen eigenen Vorschlag eingebracht hat. Daneben hält die Politik daran fest, auch Zahnärztinnen und Zahnärzte zum Impfen einsetzen zu wollen. Bundeszahnärztekammer und Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung sind dabei, die – nicht ganz einfachen – Voraussetzungen zu schaffen. Ob die Zahnärzteschaft für die Impfkampagne noch gebraucht wird, hängt sicherlich vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.

Also, wo stehen wir gerade? Die Gemengelage ist wie so oft in den vergangenen zwei Jahren unübersichtlich. Trotz erkennbar positiver Anzeichen kommt keine richtige Erleichterung auf. Dafür ist es auch noch zu früh. Außerdem steckt uns die Erfahrung mit der Omikron-Welle in den Knochen. Wir mussten lernen, dass das Virus nicht wirklich berechenbar ist und die eine oder andere Überraschung parat hält. Aber möglicherweise ist jetzt doch endlich ein Ende der Pandemie in Sichtweite und wir sind wirklich über den Berg. Dann könnte sich die Politik in nicht allzu ferner Zukunft auch wieder um andere gesundheitspolitische Themen als die Pandemiebekämpfung kümmern. Baustellen gibt es ja genug.

Neben der bevorstehenden einrichtungsbezogenen Impfpflicht beschäftigen wir uns in dieser Ausgabe in der Fortsetzung unseres Fortbildungsteils wieder mit der Versorgung der Einzelzahnlücke. Im Blickpunkt diesmal: der orthodontische Lückenschluss und die implantologische Versorgung der Einzelzahnlücke.

Außerdem haben Wissenschaftler aus Freiburg, Greifswald, Basel und Gießen in einem Video-kontrollierten Design untersucht, ob eine aktive Schallzahnbürste tatsächlich besser Plaque entfernt als eine nicht aktivierte Bürste, die wie eine Handzahnbürste verwendet wurde. Wir zeigen Ihnen die Ergebnisse des Versuchs.

Kieferorthopäden sind Künstler. An der School of Dentistry in Washington, USA, ist das mit Sicherheit der Fall. Dort sieht das Curriculum für die Erstsemester im Fach Kieferorthopädie eine ungewöhnliche Aufgabe vor: Sie müssen Skulpturen aus Draht basteln und ausstellen. Wir stellen die diesjährigen „Wire Sculptures“ vor.

Gesundheitsdaten sind hochsensibel. Aber nicht immer sind es Hacker, die versuchen, mit kriminellen Mitteln an diese zu kommen. Nicht selten kommt es durch die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Datenpannen. Was zu tun ist, wenn dieser unangenehme Fall in der eigenen Praxis eintritt und wie man sich rechtlich bestmöglich absichert, erklärt Ihnen eine Juristin in dieser Ausgabe.

Viel Spaß bei der Lektüre.

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