Konzentrationsprozess am Aligner-Markt

DrSmile zieht sich aus Österreich zurück

Mit sofortiger Wirkung zieht sich der Aligneranbieter DrSmile aus dem österreichischen Markt zurück. Auf der Website heißt es, interessierte Patienten sollten sich doch bitte „an einen Kieferorthopäden wenden“. Was steckt dahinter? War die Gegenwehr der dortigen Verbraucherschützer zu groß?

Glaubt man den offiziellen Mitteilungen des Unternehmens, ist die Sache ganz einfach. „Ab dem 14.09.2024 wird es nicht mehr möglich sein, eine neue Behandlung bei DR SMILE zu erwerben“, lautet die Antwort auf die vorweggenommene Kundenfrage (FAQ) „Was bedeutet die Übernahme durch Impress für potenzielle Neupatienten in Österreich?“. Auf der Landingpage der österreichischen DrSmile-Website heißt es außerdem, man habe „die strategische Entscheidung getroffen, seine Aktivitäten in Österreich zu beenden“.

Hintergründe zur möglichen Ursache dieser strategischen Entscheidung liefert der Verein für Konsumenteninformationen (VKI) – das österreichische Äquivalent zur deutschen Verbraucherzentrale. „Der eigentliche Grund für den Rückzug dürfte in den vier Prozessen liegen, die gegen das Unternehmen laufen beziehungsweise gelaufen sind. Im Vorfeld hatte Dr Smile uns mit Klagen auf Ruf- und Kreditschädigung gedroht“, zitiert das Nachrichtenportal 5min.at.

Die Verbraucherschützer waren vor Gericht in letzter Instanz erfolgreich

Nach zähem Ringen war der Verein im August 2023 vor Gericht erfolgreich. Er hatte gegen den Aligneranbieter wegen mangelnder Preistransparenz in der Werbung geklagt. Im Jahr 2021 kam es zu einem gerichtlichen Unterlassungsvergleich. In der Folge verstieß das Unternehmen nach Ansicht des VKI jedoch 155-mal gegen diesen Vergleich, weshalb die Verbraucherschützer erneut vor Gericht zogen. Das erstinstanzliche Gericht verhängte daraufhin im Frühjahr 2023 eine Strafe in Höhe von 77.500 Euro. Auf Anstrengung von DrSmile ging die Sache in die nächste Instanz – und wurde schließlich vom Landesgericht Wien bestätigt. Eine weitere Klatsche für den Onlineanbieter, der auch in Deutschland diverse Male vor Gericht unterlag, als er sich gegen Kritik wehren wollte oder wegen irreführender Werbung belangt wurde (die zm berichteten jeweils).

Straumann verkauft DrSmile

Mit einer Mitte August unterzeichneten Vereinbarung verkauft die „Straumann Group“ DrSmile an die spanische „Impress Group“. Im Gegenzug erhält sie eine Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent an dem Unternehmen. Die Impress Group wurde 2019 von dem Kieferorthopäden Dr. Khaled Kasem und den Serienunternehmern Diliara und Vladimir Lupenko gegründet – mit Hauptsitz in Barcelona, Spanien.

In den Folgejahren haben die Gründer von verschiedenen Wagniskapitalgebern und Private-Equity-Gesellschaften mehr als 150 Millionen Euro eingeworben. Dadurch ist das Unternehmen nach eigenen Angaben zum führenden Anbieter von transparenten Zahnschienen in Europa aufgestiegen. Heute betreibt es ein Klinik-Netzwerk mit mehr als 110 Filialen in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Großbritannien, den USA und der Ukraine. Mit dem Zukauf erweitert die Impress Group ihr Geschäftsgebiet auf Deutschland, die Niederlande und Schweden.

Die Impress Group decke den gesamten Behandlungsprozess ab, verspricht Straumann, „von der ersten Untersuchung bis hin zum Abschluss, und verbessert dadurch das Patientenerlebnis erheblich.“ Weiter heißt es, „die Impress Group hat sich bereit erklärt sicherzustellen, dass alle Behandlungen der aktuellen DrSmile-Patienten fortgeführt werden.“ Die dafür verwendeten Aligner stammen wiederum von der Straumann Group, die ein „bedeutender Lieferant“ der Impress Group sei.

Mitte August 2024 verkaufte die Straumann-Gruppe DrSmile dann an die spanische Impress Group und erhielt im Gegenzug eine Minderheitsbeteiligung von 20 Prozent an dem fusionierten Unternehmen. Das 2019 von dem Kieferorthopäden Dr. Khaled Kasem und den Serienunternehmern Diliara und Vladimir Lupenko gegründete Unternehmen mit Hauptsitz in Barcelona, Spanien, agiert über den Webauftritt smile2impress.com in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich, Großbritannien, den USA und der Ukraine mit identischem Geschäftsmodell – und sammelt auf dem Portal Trustpilot fleißig vernichtende Kritiken von enttäuschten Patienten.

Aktuell beträgt die Durchschnittsnote von smile2impress nach 4.929 Bewertungen 4,2 Sterne – und ist damit noch besser als DrSmile in Deutschland (3,3 nach 6.088 Bewertungen), Spanien (3,5 nach 4.644 Bewertungen), den Niederlanden (3,8 nach 1.341 Bewertungen), Schweden (3,9 nach 296 Bewertungen) und Polen (3,8 nach 1.543), wo DrSmile den Betrieb im September 2023 einstellte. Neben Jubelarien gibt es immer wieder Feedback mit Überschriften wie „Achtung Abzocker“, „Absolut NICHT empfehlenswert“ oder „Betrug!!“. Funfact: Ähnliche Warnungen enthalten auch die Bewertungen des britischen Anbieters Diamond White Aligners (3,4 nach 3.667 Bewertungen), der seit Kurzem ebenfalls zur Impress-Gruppe gehört.

Zahlreiche Nutzer warnen online vor dem neuen Mutterkonzern von DrSmile

Ob der Konzentrationsprozess der Online-Aligneranbieter perspektivisch zu einer Qualitätssteigerung führen wird, bleibt abzuwarten. Straumann-CEO Guillaume Daniellot ist naturgemäß optimistisch, immerhin ist die Schweizer Unternehmensgruppe jetzt Anteilseigner an dem neuen Platzhirsch. „Auf der Verbraucherseite wird der Verkauf von DrSmile an die Impress Group diesem Unternehmen die notwendige Größe und Expertise im Bereich Patientenerfahrung verleihen, um die Patientenversorgung weiter zu stärken“, zitiert ihn eine Unternehmensmitteilung.

Wer weniger optimistisch ist, hält sich besser an den Tipp, den DrSmile selbst auf seiner österreichischen Website gibt: „Wir empfehlen allen potenziellen Patienten, die an einer Aligner-Behandlung interessiert sind, sich an einen Kieferorthopäden zu wenden.“

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