Praxisübernahme mit der besten Freundin

„Zwischenmenschlich hat es einfach gestimmt!“

Im Studium wurden sie Freundinnen, nun sind sie auch Geschäftspartnerinnen. Susann Mehnert und Nadja Mayerosch haben Anfang des Jahres eine Praxis in Neuenhagen, Brandenburg, übernommen. Kann das gutgehen? Warum sie keine Bedenken haben, dass ihre Freundschaft der Preis für das Business wird.

Sie beide kennen sich aus dem Studium. Wie haben Sie sich angefreundet?

Susann Mehnert: Wir haben uns im Studium in Dresden sofort super verstanden. Schon früh haben wir viel zusammengearbeitet und uns gegenseitig unterstützt. Es war nicht nur das Fachliche, das uns verbunden hat. Auch zwischenmenschlich hat es einfach gestimmt. Egal, ob wir uns durch stressige Prüfungsphasen gequält oder einfach mal entspannt haben: Diese Zeit hat nicht nur unser Studium geprägt, sondern auch eine wunderbare Freundschaft geschaffen, die uns bis heute verbindet.

Aus dieser Freundschaft ist nun eine Praxisgemeinschaft entstanden. Wie kam es dazu?

Nadja Mayerosch: Die Idee zur gemeinsamen Praxis entstand schon während unserer Studienzeit. Wir haben oft darüber gesprochen, wie wir uns die Zukunft vorstellen und dabei reifte der Wunsch, eines Tages zusammenzuarbeiten. Der konkrete Impuls kam, als wir beide nach gemeinsamen Jahren im Angestelltenverhältnis mehr Freiraum für eigene Ideen brauchten. Als sich dann die Möglichkeit einer Praxisübernahme in Neuenhagen ergab, haben wir nicht lange gezögert. Im Februar 2024 war es schließlich soweit und wir konnten nach nur einem Monat Umbau unseren Traum von einer gemeinsamen Praxis verwirklichen.

Eine Solo-Niederlassung stand für Sie außer Frage?

Mehnert: Grundsätzlich wäre das eine Option gewesen, aber für uns war immer klar, dass wir zusammen mehr erreichen können. Allein eine Praxis zu führen wäre mit mehr Herausforderungen und Druck verbunden gewesen, besonders in den Anfangsjahren. Als Team können wir die Aufgaben besser aufteilen und unsere Stärken gezielt einbringen.

Es gibt das Sprichwort „Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps“. Das gilt für Sie nicht.

Mayerosch: Für uns ist es gerade diese enge Freundschaft, die die Zusammenarbeit so erfolgreich macht. Wir kennen die Stärken und Potenziale der Anderen sehr gut, was ein besonderes Arbeitsumfeld schafft, in dem wir offen und ehrlich miteinander umgehen können. Wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können – nicht nur beruflich, sondern auch persönlich. Das ist die wichtigste Grundlage, auf der wir unsere Praxis aufgebaut haben.

Welche Vorteile hat das für Sie?

Mayerosch: Ein großer Vorteil unserer Zusammenarbeit ist, dass wir uns perfekt ergänzen und die Aufgaben aufteilen können. Jeder bringt seine Stärken ein, was den Praxisalltag effizienter und angenehmer macht. Besonders bei organisatorischen und administrativen Aufgaben ist es echt hilfreich, nicht alles allein stemmen zu müssen. Außerdem haben wir beide die gleiche Vorstellung für unsere Praxis – wir wissen, in welche Richtung wir gehen wollen und verfolgen dieses Ziel zusammen. Dieses Miteinander entlastet uns und schafft eine ausgeglichene und harmonische Arbeitsatmosphäre.

Unser wichtigster Rat wäre, von Anfang an klar und offen zu kommunizieren. Freundschaft allein reicht nicht aus –  die beruflichen Erwartungen und Ziele müssen auch übereinstimmen.

Susann Mehnert und Nadja Mayerosch

Wie redet man in so einer Konstellation übers Geld?

Mehnert: Das Thema Geld ist natürlich auch bei uns ein wichtiger Punkt, aber wir haben von Anfang an offen darüber gesprochen. Es war uns wichtig, klare und faire Vereinbarungen zu treffen, um Missverständnisse zu vermeiden. Dabei haben wir sowohl über die Investitionen in die Praxis als auch über die Aufteilung der Einnahmen gesprochen. Transparenz und Ehrlichkeit standen für uns immer im Vordergrund und das hat sehr gut funktioniert.

Und wie ist es mit allen anderen Themen, die die Praxis betreffen? Fällt es Ihnen immer leicht, zu einer Entscheidung zu kommen?

Mayerosch: Bei uns kommt es so gut wie nie zu schwerwiegenden Meinungsverschiedenheiten, da wir grundsätzlich die gleichen Ziele verfolgen. Wir sind beide leidenschaftlich daran interessiert, unsere Praxis voranzubringen und unsere Patienten bestmöglich zu betreuen. Wenn es mal unterschiedliche Ansichten gibt, nehmen wir uns die Zeit, um alles in Ruhe zu besprechen. Oft merken wir schnell, dass wir im Kern auf derselben Seite stehen. Diese gemeinsame Vision erleichtert die Entscheidungsfindung enorm und schafft ein positives Umfeld, in dem wir offen über alles reden können.

Welchen Tipp würden Sie Kolleginnen und Kollegen geben, die über eine Niederlassung mit Freunden nachdenken?

Mehnert: Unser wichtigster Rat wäre, von Anfang an klar und offen zu kommunizieren. Freundschaft allein reicht nicht aus, um eine Praxis erfolgreich zu führen – es müssen auch die beruflichen Erwartungen und Ziele übereinstimmen. Klare Absprachen über Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Finanzen sind essenziell. Zudem ist es wichtig, regelmäßig Zeit für Gespräche einzuplanen.

Haben Sie Förderungen für die Praxisgründung im ländlichen Raum erhalten?

Mayerosch: Ja, wir haben einen Förderfonds der KZV Brandenburg in Anspruch genommen, der speziell zur finanziellen Unterstützung von Existenzgründungen im ländlichen Raum angeboten wird. Das hat uns enorm geholfen, insbesondere bei der Anfangsfinanzierung für die Ausstattung und den Umbau der Praxis. Auch die Beratung und Unterstützung durch die KZV und die Landeszahnärztekammer waren für uns sehr wertvoll und haben dazu beigetragen, den Gründungsprozess so erfolgreich gestalten zu können.

Welche Vorteile hat aus Ihrer Sicht eine Gründung jenseits der Großstadt?

Mayerosch: Die Lebensqualität im ländlichen Raum ist für uns und unsere Patienten höher – es gibt weniger Stress, mehr Natur und ein engeres Gemeinschaftsgefühl. Zudem haben wir hier die Möglichkeit, langfristige Beziehungen zu unseren Patienten aufzubauen. Die Konkurrenz ist geringer als in der Großstadt und auch die Immobilienpreise sind deutlich günstiger, was die finanzielle Belastung bei der Gründung reduziert.

Wie lief die Suche nach Personal?

Mehnert: Die Akquise von Fachkräften war definitiv eine Herausforderung. Aber wir hatten das Glück, ein engagiertes und kompetentes Team aufbauen zu können. Uns war von Anfang an wichtig, ein attraktives Arbeitsumfeld zu bieten, in dem sich unsere Mitarbeiter wohlfühlen und weiterentwickeln können. Und wir versuchen, wo es geht, die individuellen Bedürfnisse zu berücksichtigen. Das zahlt sich aus: Unser Team ist hochmotiviert und wächst stetig.
Mayerosch: Auch die Übernahme der bestehenden Mitarbeitenden lief erfreulich reibungslos. Das bringt uns enorme Vorteile, zum Beispiel weil sie die Abläufe bereits gut kennen und eine persönliche Bindung zu vielen unserer Patienten haben. Gleichzeitig brachten sie wertvolle Erfahrungen mit, die uns den Übergang erleichtert haben. Natürlich war es wichtig, das gesamte Team in unsere neue Vision der Praxis zu integrieren, aber diese Kombination aus bewährter Erfahrung und frischen Ideen hat sich von Anfang an bewährt.

Das Gespräch führten Laura Langer und Susanne Theisen.

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.