Wissenschaft wirkt
In diesen Tagen ist die inzwischen sechste Auflage der Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS • 6) veröffentlicht worden. Sie ist die größte oralepidemiologische Studie Deutschlands und wurde zum ersten Mal vor rund 35 Jahren durchgeführt. Seitdem ist in den Mündern der Bürgerinnen und Bürger in diesem Land viel passiert – und im Land ebenso. Wenn man die Ergebnisse vergleicht, kann man nur von einer einzigartigen Erfolgsgeschichte sprechen. Aber diese Erfolge sind nicht vom Himmel gefallen, sondern das Ergebnis harter präventiver Arbeit, die sich an den wissenschaftlichen Ergebnissen der verschiedenen DMS orientiert haben. Somit wurde Wissenschaft zur Leitschnur für versorgungspolitisches Handeln – mit den entsprechenden Erfolgen. Man könnte sich wünschen, dass dieses Konzept in mehr Bereichen zur Anwendung käme. Leider sieht die Realität oft anders aus.
Zur neutralen Wissenschaft gehört auch, dass sie die Punkte aufdeckt, wo es noch Verbesserungsbedarf gibt. Bei der zahnmedizinischen Prävention sind das vor allem bildungsschwache Bevölkerungsgruppen und Teile der Menschen mit Migrationsgeschichte. Es sollte ja nicht verwundern, dass Menschen aus Ländern mit einer gänzlich anderen zahnmedizinischen Versorgung neue präventive Herausforderungen mit sich bringen. Hierauf gilt es künftige Präventionsmaßnahmen abzustellen.
Aber die DMS • 6 zeigt eine andere Entwicklung, die aus meiner Sicht bedenklich ist. So hatte es sich vor der Durchführung der Studie als schwierig erwiesen, ausreichend Teilnehmerinnen und Teilnehmer zu finden. Oft sei bei den über die Einwohnermeldeämter repräsentativ ausgewählten Probanden zu hören gewesen, dass man Misstrauen gegenüber derartigen Untersuchungen hege. Offenbar hat die Corona-Pandemie bei einigen Bürgerinnen und Bürger irrationale Vorbehalte bei der Zusammenarbeit mit der Wissenschaft erzeugt. Das ist natürlich aus Sicht der epidemiologischen Forschung fatal. Denn derartige Untersuchungen sollen ja dazu dienen, die (zahn-)medizinische Versorgung der Bevölkerung zu verbessern. Dazu braucht es eine valide Datenbasis. Eine solche Wissenschaftsskepsis ist somit schädlich für uns alle. Aber dies ist nicht immer nur auf einen Mangel an Bildung zurückzuführen. Wenn man auf die USA blickt, wo ein Kennedy als erklärter Impfgegner und Wissenschaftskritiker Gesundheitsminister geworden ist, sieht man, dass es nicht immer nur an einem Mangel an Bildung liegt, sondern teils auch ideologisch getrieben ist.
Die DMS • 6 zeigt hingegen, welche Erfolge man erzielen kann, wenn man aus epidemiologischen Daten die richtigen Schlüsse zieht. In dieser Ausgabe finden Sie die wichtigsten Ergebnisse der Studie sowie ein Interview mit dem wissenschaftlichen Direktor des Instituts der Deutschen Zahnärzte, das die Studie durchgeführt hat. In den nächsten Ausgaben beleuchten wir dann Teilaspekte noch genauer.
Außerdem stellen wir in dieser Ausgabe ein neues Positionspapier der Bundeszahnärztekammer zur Ernährungszahnmedizin vor. Denn wenn es um das Thema Prävention für die allgemeine und die Mundgesundheit geht, spielen die Ernährungsgewohnheiten durchaus eine Schlüsselrolle.
In zm-Starter dieser Ausgabe gehen wir unter anderem der Frage nach, was den Nachwuchs heute noch in die Niederlassung zieht. Darüber hinaus erklärt ein Experte, welche Fragen man im Bewerbungsgespräch stellen sollte, um ein Jobangebot richtig einschätzen zu können.
Und ganz neu ab dieser Ausgabe: Die KI-News. Dabei handelt es sich nicht – wie man vielleicht denken könnte – um von einer KI produzierte Nachrichten, sondern um Neuigkeiten rund um das Thema KI und (Zahn-)gesundheit. Damit Sie wissen, was in diesem schnelllebigen Bereich passiert.
Viel Spaß bei der Lektüre
Sascha Rudat
Chefredakteur