70 Jahre LAGZ Baden-Württemberg
1954 fand auf Einladung des Innenministeriums die Gründungsversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Baden-Württemberg statt. Über 20 Jahre später, 1975, trat das Jugendzahnpflegegesetz in Kraft. Damit ging es auch mit der Ausweitung der gruppenprophylaktischen Maßnahmen bei Kariesrisikogruppen voran.
Ab 1981 wurden sie etappenweise aus der Taufe gehoben, heute sind 37 regionale Arbeitsgemeinschaften unter dem Dach der LAGZ vereint. Alle verfolgen das Ziel, die Zahngesundheit von Kindern und Jugendlichen zu erhalten und zu fördern sowie im Gegenzug Zahn- und Munderkrankungen zu verhüten.
Mehr als 200 Prophylaxe-Fachkräfte sind täglich im Bundesland unterwegs
In dieser Mission sind täglich mehr als 200 Prophylaxe-Fachkräfte im Bundesland unterwegs. Ihre Aufgabe: Gruppenprophylaxe an Kitas und Schulen breitenwirksam und flächendeckend durchzuführen. Dabei arbeiten sie eng mit den Zahnärztinnen und Zahnärzten im Öffentlichen Gesundheitsdienst zusammen und werden darüber hinaus von mehr als 750 Niedergelassenen unterstützt. 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre in 7.000 Kitas und rund 4.100 Schulen werden in Baden-Württemberg betreut. Dazu kommt die frühkindliche Betreuung der unter Dreijährigen und die Betreuung von Menschen mit Behinderung.
Alle Gesundheitsämter in Baden-Württemberg untersuchen zusammen mit den „Regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit“ der Stadt- und Landkreise die Kinder und Jugendlichen in Kitas und Schulen. Alle Kinder eines Einschulungsjahrgangs erhalten flächendeckend in den ersten beiden Schuljahren einen Check, liegen Hinweise auf ein erhöhtes Kariesprofil vor, erfolgt die Kontrolle jedes Jahr.
„Die regelmäßige Fortbildung der Mitarbeiter nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine zentrale Aufgabe der LAGZ“, erzählt LAGZ-Geschäftsführerin Carolin Möller-Scheib. Seit 1977 werden Seminare in zahnmedizinischer Gruppenprophylaxe für Erzieherinnen und Erzieher in Kindergärten durchgeführt, seit 1984 auch für das Betreuungs- und Pflegepersonal in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. 2018 fand erstmalig die Ausbildung von Dozenten aus den Landesarbeitsgemeinschaften für den Unterricht im Rahmen der Hebammenausbildung statt. Im Zuge der Pandemie wurden 2020 auch Online-Seminare eingeführt. „Dieses Format haben wir beibehalten und bieten in diesem Jahr rund 30 Fortbildungen an“, sagt Möller-Scheib.
Zahngesundheit in der Gesellschaft und in der Politik nachhaltig verankern
Fussels Abenteuer mit dem Backenzahn, Zähneputzen mit KAI, dentaler Malspaß mit Emma und Ben oder ein 3-D-Pop-up-Gebiss zum Selberbasteln: Gute Ideen sind auch bei der Mundhygiene gefragt! So hat die LAGZ beispielsweise das Projekt „Mäusezähnchen“ für Betreuungseinrichtungen mit Kindern von null bis drei Jahren auf den Weg gebracht. Ein digitaler Zahnkalender wurde vor zwei Jahren eingeführt, es folgten je ein Hörspiel für Kinder im Kindergarten und in der Grundschule, außerdem wurden 2023 drei Lehrfilme produziert. Das Material steht Eltern, Fachkräften und auch den Kindern selbst zur Verfügung.
„Die flächendeckende Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen ist unser Kernthema.“
Dr. Torsten Tomppert,
LAGZ-Vorstandsvorsitzender, Präsident der Landeszahnärztekammer und Vorstandsvorsitzender der KZV Baden-Württemberg
„Anfangs waren unsere unermüdlichen Fachkräfte noch mit Gebiss und Zahnbürste unterwegs", erinnert sich Möller-Scheib. „Inzwischen nutzen sie nicht nur die Maskottchen in Form von Handpuppen, um die jungen Generationen zu erreichen, sondern eben auch ansprechende und zeitgemäße Videos.“ Für das kreative Engagement wurden die regionalen AGZ mehrfach ausgezeichnet, 2022 mit dem Wrigley-Prophylaxe-Preis.
Die Dachorganisation trage dazu bei, die Idee einer nachhaltigen Zahngesundheitsförderung in Politik und Gesellschaft zu verankern, betont die Geschäftsführerin. So wandte sich die LAGZ Ende der 1970er-Jahre an verschiedene Ministerien, damit jene dafür Sorge tragen, dass an den Schulen im Land der Verkauf von Süßigkeiten verboten wird. Anfang der 1990er wurde schließlich per Resolution eine stärkere Gruppenprophylaxe in den Klassen 1 bis 6 umgesetzt. Auch die Ausstattung in Grundschulen und Kindergärten für Zahnreinigung sowie die Bereitstellung von Informationsmaterial und Prophylaxemitteln gehen auf die LAGZ zurück – die Flyer über gesunde Kinderzähne und zur Zahngesundheitsförderung im Kleinkindbereich gibt es inzwischen in zehn Sprachen. Dabei umfasst die wissenschaftliche Arbeit auch Dokumentationen zur Kariesprophylaxe, Modellversuche für die Intensivbetreuung von Kindern mit hohem Kariesrisiko, epidemiologische Begleituntersuchungen und Förderungsmaßnahmen zur Verbreitung der Speisesalzfluoridierung.
Die LAGZ Baden-Württemberg wird getragen von dem Gesundheitsministerium, dem Landkreis- und Städtetag, der Landeszahnärztekammer, der KZV und den gesetzlichen Krankenkassen.