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Britischer Gesundheitsdienst leidet unter akutem Geldmangel

eb/ast
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Wirtschaftskrise, sinkende Steuereinnahmen und allgemeiner Geldmangel führen im staatlichen britischen Gesundheitsdienst zu immer härteren Sparmaßnahmen.

Ärzte, Patienten und Arzneimittelhersteller schlagen Alarm und warnen bereits vor dem Ende der staatlichen Gesundheitsversorgung. Britische Zahnärzte leiden ebenfalls. Besonders stark von den jüngsten Rationalisierungen im staatlichen Gesundheitsdienst (National Health Service, NHS) betroffen ist der stationäre Sektor.

Es geht um unglaubliche Summen

Krankenhäuser zwischen London und Liverpool müssen im laufenden Haushaltsjahr laut Vorgaben des Gesundheitsministeriums dreistellige Millionenbeträge einsparen, um ihre Etats auszugleichen. Das ist eine direkte Folge geringerer Geldzuweisungen aus dem nationalen Gesundheitsetat an die Kliniken.

Zwar wird zwischen Regierung, Opposition und ärztlichen Berufsverbänden seit Monaten hitzig darüber gestritten, wieviel Geld genau in den Krankenhausbudgets fehlt. Einigigkeit herrscht allerdings, dass es mehrstellige Millionenbeträge sind. Die Folgen der Geldknappheit sind inzwischen an vielen Stellen des stationäen Sektors spürbar.

Man kann das fehlende Geld schon sehen

Beispiel Onkologie: Dutzende Kliniken melden, dass sowohl die Wartezeit für Vorsorgeuntersuchungen als auch die Wartezeiten für Krebsbehandlungen seit Jahresbeginn länger geworden seien. Laut Patientenverband (Patient Association, PA) verfehlen Dutzende Kliniken inzwischen regelmäßig die vom Gesundheitsministerium vorgegebenen Maximal-Wartezeiten.

Im Klartext: Krebspatienten warten länger und länger auf diagnostische oder therapeutische Maßnahmen. "Das kostet Patientenleben", so eine PA-Sprecherin gegenüber zm-online. "Die Lage hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verschlechtert."

Eine Stunde am Tag ist nur für Privatversicherte

Das Londoner "Royal Free Hospital" – eine der führenden Onkologiekliniken Europas – legte mangels Geld in den vergangenen zwölf Monaten zahlreiche Betten in der Onkologie still, um so Geld zu sparen. Außerdem führte die Klinikverwaltung eine "Golden Hour" ein. Das ist eine Zeit, in der privat versicherte Patienten Vorfahrt vor Staatspatienten erhalten, um einen Spezialisten zu konsultieren. Die Behandlung von Privatpatienten bringt der Klinik dringend benötigte Zusatzeinnahmen.

Auch in der Pädiatrie, Kardiologie, Geriatrie und in anderen Bereichen wird immer mehr gespart. Das führt zu Versorgungsengpässen, längeren Wartezeiten und großer Unzufriedenheit sowohl bei Ärzten und Pflegern als auch bei den Patienten.

"Bald werden Patienten sterben."

Premiereminister David Cameron steht unter Druck, jährlich umgerechnet mehr als 20 Milliarden Euro beim Gesundheitsetat einzusparen. Da die Gesundheitsausgaben seit Beginn der Finanzkrise im Jahre 2008 bereits mehrfach gekürzt wurden, gibt es heute nach Meinung von Experten nur noch bedingte Rationalisierungsmöglichkeiten. "Wenn das so weitergeht, werden bald Patienten sterben", so eine Sprecherin des britischen Ärztebundes (British Medical Association, BMA).

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