Test-KVen appellieren an das Bundesgesundheitsministerium

„Die ePA-Testphase braucht mehr Zeit“

pr
Politik
Die Nutzbarkeit der elektronischen Patientenakte (ePA) im ärztlichen Praxisalltag ist noch völlig unzureichend, monieren die Testregionen der ePA-Pilotphase. Mehr Zeit sei vor dem bundesweiten Start nötig.

Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Bayerns, Hamburg, Nordrhein und Westfalen-Lippe haben vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) gefordert, den Zeitplan für den Rollout der ePA zu strecken und deutlich mehr Zeit für Funktions- und Lasttests einzuräumen. Aktuell sei die Nutzbarkeit für die Praxen im ärztlichen Alltag noch völlig unzureichend sichergestellt, kritisieren sie. Die Pilotphase zur Einführung der ePA, die am 15. Januar 2025 gestartet sei, laufe nach fünf Wochen immer noch nicht vollumfänglich. In den Testregionen in Franken, Hamburg und Teilen Nordrhein-Westfalens hätten die rund 300 teilnehmenden Praxen weiterhin von fehlenden technischen Voraussetzungen oder Komplikationen berichtet, die ein wirksames Testen der ePA verhindern würden.

Die KVen appellieren gemeinsam an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, ausreichend Zeit für umfassende Testszenarien in den Modellregionen und im restlichen Bundesgebiet einzuräumen. Das vorgesehene Zeitfenster von zwei Wochen, um die wichtigsten festgestellten technischen Probleme zu beseitigen, sei deutlich zu knapp bemessen. Ein zu früher Zwang zur bundesweiten Nutzung würde die Qualität der Software, die Sicherheit der Akten und die Akzeptanz der Bevölkerung für die ePA massiv gefährden, heißt es in einer Pressemeldung.

Fünf Wochen ohne echte Testergebnisse

„Die letzten fünf Wochen waren ernüchternd und drehten sich leider ausschließlich um die rein technische Machbarkeit,“ führte Dr. Frank Bergmann, Vorsitzender der KV Nordrhein, an. „Sie blieben praktisch ohne Testergebnisse für den eigentlichen Behandlungskontext in der Praxis, um den es ja eigentlich gehen sollte.“ Er forderte klare Qualitätsvorgaben, die im Rahmen der Testphase erbracht werden sollten.

Der stellvertretende Vorstandsvorsitzender in Westfalen-Lippe, Volker Schrage, berichtete, dass bisher nur wenige Testpraxen die ePA überhaupt hätten befüllen können. So habe es beispielsweise Herausforderungen beim Zugriff auf die entsprechenden Aktensysteme gegeben. Schrage: „Mal mussten hier die Hersteller der Praxisverwaltungssysteme nachbessern, mal die Softwareunternehmen der Aktensysteme. Einige Praxisteams kämpfen derzeit auch noch mit der E-Medikationsliste.“ Zum Teil würden die Daten gar nicht oder nur unvollständig übertragen, ergänzte er weiter. Auch der erhöhte Beratungsbedarf im Arzt-Patienten-Verhältnis dürfe nicht unterschätzt werden.

Rund 15 Millionen Versicherte kennen die ePA nicht

Eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag von Pharma Deutschland zeigt, dass rund 15 Millionen gesetzlich Krankenversicherte ab 18 Jahren über die elektronische Patientenakte (ePA) noch nicht informiert sind. 76 Prozent der Versicherten rund 63 Millionen GKV-Versicherten ab 18 Jahren kennen hingegen die Akte. Die Umfrage zeige, dass es einen Monat nach dem Start der ePA noch erheblichen Informationsbedarf bei den Versicherten gebe, erklärte Dorothee Brakmann, Hauptgeschäftsführerin von Pharma Deutschland, dazu: „Wichtig ist jetzt, dass alle Versicherten umfassend informiert werden und den Mehrwert erkennen, der für sie persönlich und das Gesundheitssystem insgesamt mit der Einführung der ePA verbunden ist.“ Pharma Deutschland plädiert für eine differenzierte, bundesweite Informationskampagne.

Laut Umfrage variiert die Bekanntheit der ePA in den einzelnen Bundesländern deutlich. So erreichen die Stadtstaaten Bremen mit 79 Prozent und Hamburg mit 80 Prozent Werte, die über dem bundesweiten Schnitt liegen. Dagegen zeigen ländlichere Regionen wie Brandenburg (73 Prozent) und Baden-Württemberg (74 Prozent) geringere Informationsstände.

Es sei bei einer Anwendung in der Dimension der ePA fatal, den deutschlandweiten Rollout auf Basis vereinzelter Erfahrungen und nur fragmenthafter Testung zu starten, kritisierte Caroline Ross, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KV Hamburg. Nach der Zusage des BMG und der gematik, dass die ePA erst nach positiver Testung und Behebung der Sicherheitsmängel bundesweit ausgerollt wird, sei nicht nachzuvollziehen, dass ein möglicher Rollout zum 1. April 2025 überhaupt in Erwägung gezogen werde, erklärte sie weiter. Es sei unbedingt notwendig, die Testphase zu verlängern und die Testung auf weitere Teilnehmende und Testszenarien auszuweiten.

Ein übereiltes Ausrollen der ePA führe zu Frust in den Praxen und aufgrund unerfüllter Erwartungen zu Verärgerung bei den Versicherten, erklärte der Vorstand der KV Bayerns, Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Peter Heinz und Dr. Claudia Ritter-Rupp. Im schlimmsten Fall würden Praxen und Patienten die ePA dann einhellig ablehnen.

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