EMA informiert über AstraZeneca
„Im Vordergrund steht die Sicherheit von AstraZeneca“, erklärte heute EMA-Direktorin Emer Cooke auf einer Pressekonferenz zur Untersuchung des COVID19-Impfstoffs AstraZeneca und der thromboembolische Ereignisse. Sie könne jedoch heute nur die nächsten Schritte im fortlaufenden Prozess skizzieren, aber noch keine Ergebnisse liefern. „Es muss analysiert werden, ob es einen Zusammenhang zwischen der Impfung und den Erkrankungen gibt oder ob dafür andere Ursachen verantwortlich sind“, betonte Cooke.
Das dafür extra zusammengestellte Sicherheitskomitee untersuche gegenwärtig das Auftreten von Thrombosen bei einer sehr kleinen Fallzahl. „In den klinischen Studien vorab gab es nur sehr wenige Fälle, deshalb wurden Hirnvenen-Thrombosen als Nebenwirkung nicht gelistet“, führte Cooke aus.
Vorteile sind größer als die Risiken
Die endgültigen Ergebnisse der aktuellen Evaluation würden am kommenden Donnerstag auf einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit präsentiert. Bis dahin gelte weiterhin die bisherige Einschätzung der EMA, dass die Vorteile von Astra Zeneca bei der Verhinderung einer Corona-Infektion einschließlich der Gefahr eines tödlichen Verlaufs die Risiken durch Nebenwirkungen überwiegen.
In mehreren Fällen kam es auch in Deutschland nach einer Impfung mit AstraZeneca zu schwerwiegenden Hirnvenen-Thrombosen in Verbindung mit einem Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) und Blutungen. „Diese Erkrankung ist so schwerwiegend (bis hin zu Todesfällen), dass es nicht zu vertreten ist, ohne Prüfung weiter zu impfen,“ hatte das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gestern mitgeteilt und empfohlen, die Impfung mit AZ vorsorglich auszusetzen, um die Fälle weiter zu untersuchen. Dieser Empfehlung war das Bundesgesundheitsministerium (BMG) daraufhin gefolgt.
„Personen, die den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca erhalten haben und sich zwischen dem vierten und dem 14. Tag nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen, zum Beispiel mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen, sollten unverzüglich einen Arzt aufsuchen, rät das PEI.
FAQ zu AstraZeneca Wie viele Fälle sind in Deutschland bekannt? Wann handelt es sich um eine Impfreaktion, wann um eine Nebenwirkung? Was müssen Geimpfte wegen ihrer Zweitimpfung wissen? Wie lange ist der Impfstoff von AstraZeneca haltbar?
FAQ zu AstraZeneca
Wie viele Fälle sind in Deutschland bekannt?
Seit Freitag wurden drei neue Fälle von Hirnvenen-Thrombosen gemeldet, zwei davon am Montag. Insgesamt wurden sieben Fälle in Deutschland registriert, davon drei Todesfälle.
Die Untersuchungen laufen noch, aber auffällig ist, dass besonders junge Frauen davon betroffen sind, informiert das BMG.
Bisher wurden 1,6 Millionen Menschen in Deutschland mit dem Vakzin von AstraZeneca geimpft. Trotz der hohen Zahl, schätzt das PEI die aufgetretenen Fälle als überdurchschnittlich viel ein.
Wann handelt es sich um eine Impfreaktion, wann um eine Nebenwirkung?
Impfreaktionen treten direkt im Anschluss an eine Impfung auf und dauern zumeist nur einen Tag. Sie sind als direkte Immunreaktion des Körpers einzuordnen und daher unbedenklich.
Wenn allerdings drei Tage nach einer Impfung Nebenwirkungen auftreten, sollte man unbedingt einen Arzt aufsuchen.
Was müssen Geimpfte wegen ihrer Zweitimpfung wissen?
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte gestern, dass Folgeimpfungen nachgeholt werden könnten, falls die EMA nach der Prüfung keine Probleme sieht.
Unklar ist laut BMG allerdings noch, ob man die Zweitimpfung auch mit einem anderen Impfstoff kombinieren kann, falls die Zulassung für AstraZeneca zurückgezogen werden sollte.
Das BMG weist darauf hin, dass man „bereits mit einer Erstimpfung gut geschützt gegen einen schweren Verlauf einer Infektion“ sei. „Eine Gefahr geht nicht davon aus, wenn man die zweite Impfung auslässt“. Ferner rät es dazu, die Zweitimpfung zu machen, falls der Impfstoff zugelassen bleibt, da sich dadurch der Schutz um ein Vielfaches verstärke.
Wie lange ist der Impfstoff von AstraZeneca haltbar?
Quelle: BMG
Der für Mittwochabend geplante Impfgipfel von Bund und Ländern wird nach dem Impf-Stopp nun verschoben bis die EMA ihre Entscheidung zum AstraZeneca-Vakzin getroffen hat. Bei der Telefonkonferenz sollte die Einbeziehung der Hausärzte beim Impfen besprochen werden. Ursprünglich war vorgesehen, den Impfstoff von AstraZeneca für die Impfungen in den Hausarztpraxen zu verwenden, da er dort auch gelagert werden kann.
Impf-Stopp kann Deutschland einen Monat kosten
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) geht davon aus, dass der Impf-Stopp den Impfzeitplan der Bundesregierung um mehrere Wochen zurückwerfen könnte. „Dies würde das Impfergebnis rechnerisch um einen Monat nach hinten verschieben“, sagte Zi-Chef Dominik von Stillfried. Allerdings nur dann, wenn der Impfstoff von Johnson & Johnson wie geplant geliefert wird und Arztpraxen bald beim Impfen beteiligt werden.
Nach Österreich und Dänemark haben auch Italien, Norwegen, Bulgarien, Rumänien, Island, Estland, Litauen, Luxemburg und Lettland sowie Schweden Chargen des Vakzins aus dem Verkehr gezogen - oder die Impfungen gleich ganz ausgesetzt. Thailand will den geplanten Impfstart mit AstraZeneca verschieben.