Als ZFA im Hilfseinsatz

"Es ist eine Bereicherung für das ganze Leben"

mg
Gesellschaft
Wenn Michaela Groschke von ihrer Zeit auf der Africa Mercy in Kamerun berichtet, gerät sie ins Schwärmen. Die ZFA schätzt den Teamgeist und die Sinnhaftigkeit vor Ort - nicht zu vergessen ihre neue Gelassenheit im Alltag.

Wie sind Sie auf Mercy Ships aufmerksam geworden?

Michaela Groschke:

Ich habe vor vielen Jahren nach Einsatzmöglichkeiten für Zahnarzthelferinnen im Internet gesucht. Dabei bin ich zum ersten Mal auch auf "das Hospitalschiff" aufmerksam geworden. In regelmäßigen Abständen nehme ich an Einsätzen für Zahnärzte ohne Grenzen (DWLF) teil, aber ich wollte schon immer auf die Africa Mercy.

So habe ich Mitte 2016 nach einem Hilfseinsatz in Namibia angefangen zu recherchieren. Da ich mir für die Zeit Urlaub nehmen muss, konnte ich mich nicht für Hilfseinsätze bewerben, die länger als drei Wochen dauern. Regelmäßig habe ich auf die Homepage von Mercy Ships geschaut und Ende 2016/Anfang 2017 endlich ein entsprechendes Angebot für einen Zeitraum von zwei Wochen in Douala, Kamerun, gefunden.

Warum haben Sie sich für diese Hilfsorganisation entschieden?

Die Philosophie, im christlichen Sinne und ohne Vorurteile zu handeln, ist für mich der erste ausschlaggebende Punkt. Mercy Ships unterstreicht das, deshalb ist es für mich eine wichtige Organisation. Den zweiten Ausschlag hat die Internationalität der Helfer gegeben. Während ich im Einsatz für eine deutsche Hilfsorganisation nur mit nationalen Kolleginnen und Kollegen zusammen bin, arbeite ich bei Mercy Ships mit Menschen aus verschiedenen Nationen.

Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Die Erfahrung mit mehreren Menschen die Kabine zu teilen und wenig allein sein zu können, war für mich nicht nur neu, sondern ich brauchte auch ein wenig Zeit, um mich einzufinden. Alles andere war einfach nur positiv. Nie habe ich einen Ort kennengelernt, an dem Menschen so freundlich und respektvoll miteinander umgehen. Alle sind sehr hilfsbereit und aufgeschlossen. Auch wenn man niemanden kennt, hat man nie das Gefühl, allein gelassen zu werden. Beim Essen setzt man sich einfach zu anderen oder diese setzen sich zu einem. Über die Aktivitäten wird man von Beginn an informiert und wird dazu eingeladen. Auch wenn man im "Dental Team" ist, erfährt man von den Patienten, die an Bord sind. Auch hier bekommt man Möglichkeiten, sich einzubringen.

Was war das einprägsamste Detail?

Die große Operation eines kleinen Mädchens: Alle Besatzungsmitglieder wussten, wann die große OP stattfand und wirklich alle waren froh, als die Durchsage zum Erfolg des Eingriffs kam. An diesem Tag waren alle in Gedanken und im Herzen bei diesem kleinen Mädchen und jeder betete still für sich, dass alles gut gehen würde.

Einprägsam war einfach, dass alle Besatzungsmitglieder ein Team sind und für die gleiche Sache stehen. Ich kann das schlecht beschreiben, aber für mich war die wichtigste Erfahrung die bedingungslose Akzeptanz von Menschen. Die gleiche Akzeptanz gilt natürlich auch bei der täglichen Arbeit als Assistenz mit den verschiedensten Behandlern. Jeder behandelt jeden zuvorkommend und mit Respekt. Das gilt für Teammitglieder und natürlich für die Patienten.

Was reizt Sie generell an dieser Art ehrenamtlichen Arbeit?

Etwas mit meinen eigenen Händen geben zu können - aktiv helfen zu können.

Wie haben Sie sich auf Ihren ersten Einsatz vorbereitet?

Indem ich dem sozialen Netzwerk auf der Homepage der Africa Mercy beigetreten bin, um vor dem Einsatz mit anderen Mitgliedern in Kontakt treten zu können. Zusätzlich habe ich natürlich alle aktuellen Informationen auf der Homepage verfolgt. Außerdem habe ich bei einer Zulieferfirma, die sich für Mercy Ships engagiert, Kollegen zur Africa Mercy befragt, und ich habe auf einer Messe einen Stand von Mercy Ships besucht. Natürlich habe ich mich über das Einsatzland informiert. Bei Mercy Ships kann man aber auch immer alle Fragen stellen. Bei allen Dingen, zu denen ich im ersten Schritt keine Antwort fand, habe ich E-Mails geschrieben oder angerufen und so im zweiten Schritt die benötigten Informationen bekommen. Auch hier spürt man den Teamgeist.

Was würden Sie Bewerbern raten?

Ich rate allen Bewerbern, einfach offen in den Einsatz zu starten, sich auf die Erfahrungen zu freuen, ganz man selbst zu sein und die "individuellen Packlisten" vorher zu studieren. Darin befindet sich manch wertvoller Tipp.

Gibt es Erfahrungen aus Ihren Hilfseinsätzen, die für Ihre tägliche Arbeit in Deutschland von Vorteil sind? Was nimmt man mit nach Hause?

Ein Stück Gelassenheit würde ich sagen. Ich fühle mich geerdet. Für mich bringen diese Einsätze tatsächlich ein wenig mehr Ruhe in meinen Arbeitsalltag und in mein Privatleben. Es hilft mir, mich immer wieder daran zu erinnern, dass wir alle einfach nur Menschen sind. Mir fällt der Umgang mit schwierigen Patienten und auch in meinem jetzigen Umfeld mit Kunden viel leichter. Ich bin ruhiger und verständnisvoller, weil ich mein Gegenüber so nehme, wie er ist.

Die Gedanken an die Menschen, die extrem lange Wege und stundenlange Wartezeiten lächelnd in Kauf nehmen, um überhaupt medizinische Hilfe zu bekommen, lassen mich im Hier und Jetzt die positiven Dinge schätzen. Das überträgt sich auch auf meine Arbeit. Ich versuche immer die positive Seite der Situation für den Patienten oder Kunden zu nutzen. Wir haben das Glück, alle Patienten individuell behandeln zu können. Wir haben die Mittel, die Fachkompetenzen, das Equipment und letztendlich auch die finanziellen Möglichkeiten. Für uns ist medizinische Hilfe selbstverständlich, das ist leider nicht überall so komfortabel. Und noch etwas habe ich mitgenommen: Jeder Morgen mit dem Dental Team startet mit fröhlichem Gesang und einem Gebet – wann immer ich daran denke (das mache ich sehr oft), muss ich Lächeln.

Warum sollten sich ZFA für einen gesponsorten Hilfseinsatz bewerben?

Ein solcher Hilfseinsatz ist eine Bereicherung für das ganze Leben und das sollte sich keiner, wenn möglich, entgehen lassen. Der Umgang der Menschen miteinander auf der Africa Mercy und der gemeinsame Kampf für die gleiche Sache wird mir unvergessen bleiben. Dabei entstehen auch Freundschaften über Grenzen hinweg. Auch die berufliche Erfahrung mit Kolleginnen und Zahnärzten aus anderen Nationen ist etwas, das man nie vergisst. Hier lernt jeder, was Teamwork wirklich bedeutet.

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