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EU-Aktionsplan: Die Unternehmerkultur muss sich wandeln

pr/pm
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Die wirtschaftliche Bedeutung der Freien Berufe hebt die EU-Kommission in ihrem neuen Aktionsplan "Unternehmertum 2020“ hervor. Brüssel will vor allem den Weg in die Selbstständigkeit leichter machen.

Antonio Tajani, Vizepräsident der EU-Kommission und Kommissar für "Unternehmen und Industrie"  stellte das Papier gestern vor. Um in Zeiten der anhaltenden Krise das Wirtschaftswachstum und die Beschäftigung in der Europäischen Union anzukurbeln, plädiert die Kommission für einen Wandel der Unternehmerkultur. Dabei setzt sie in besonderem Maß auf kleine und mittlere Unternehmen, denen nach ihrer Ansicht ein großes Wachstumspotenzial zukommt.

Die Freien Berufe: eine eigene Kategorie

Besondere Erwähnung finden die Freien Berufe. Sie werden als eigene Kategorie kleiner und mittlerer Unternehmer anerkannt, denen künftig mehr Augenmerk auf europäischer Ebene gewidmet werden soll. Der Aktionsplan bezieht sich auf die Definition der Berufsanerkennungsrichtlinie.

Unter ausdrücklicher Bezugnahme auf die Freien Berufe stellt die Kommission einen weiteren Abbau bürokratischer Hürden in Aussicht. Zugleich fordert sie, dass im Gegenzug bestehende ungerechtfertigte Markteintrittsbarrieren bei Freien Berufen beseitigt werden sollten.Um den Weg ins Unternehmertum zu erleichtern, sieht der Aktionsplan unter anderem folgende Maßnahmen vor:

  • die Erleichterung von Unternehmensgründungen und Start-ups,

  • die Erschließung neuer Geschäftspotenziale im digitalen Zeitalter,

  • den Abbau von Bürokratie für (kleine und mittlere) Unternehmen,

  • die erfolgreichere Gestaltung von Unternehmensübertragungen,

  • die Verbesserung des Zugangs zu Finanzierungen,

  • sowie eine zweite Chance für redliche Unternehmer im Falle einer Insolvenz.

Selbstständig werden

Ferner wird die Bedeutung der allgemeinen und beruflichen Bildung zur Förderung neuer Unternehmergenerationen hervorgehoben. So soll das Interesse am Unternehmertum geweckt werden. Schließlich sollen speziell junge Menschen, Frauen, Senioren, Migranten und Arbeitslose motiviert werden, sich selbstständig zu machen.

Konkret schlägt die Kommission vor, 2013 eine Arbeitsgruppe einzurichten, um die spezifischen Bedürfnisse der Freien Berufe  als Unternehmen zu bewerten und zu ermitteln. Exemplarisch werden dabei Felder wie der Zugang zu Finanzmitteln, die grenzüberschreitende Ausweitung der Geschäftstätigkeit oder der Bürokratieabbau genannt.

BFB‐Präsident Dr. Rolf Koschorrek zeigte sich über das Papier erfreut: "Dieser Aktionsplan ist ein wichtiger Schritt nach vorne“ heißt es in einer Presseerklärung. "Denn damit wird ein unmissverständliches Bekenntnis zu den Freien Berufen und ihrem System ausgesprochen und diese nicht wie sonst üblich ständig in den Fokus von ungerechtfertigten Deregulierungsbestrebungen geschoben. Vielmehr sollen jetzt die Potenziale der Freien Berufe genutzt werden.“

Der Aktionsplan Unternehmertum 2020 sei ein weiterer Versuch der Europäischen Kommission, die Folgen der anhaltenden Wirtschaftskrise in Europa zu überwinden, bilanziert das Brüsseler Büro der Bundeszahnärzteklammer (BZÄK) (wir berichteten). Die Brüsseler Behörde sehe in der Förderung des Unternehmertums und der Unternehmenskultur ein Schlüsselelement. Insofern enthalte der Aktionsplan viele richtige und wichtige Ansätze.

Richtiger Ansatz, keine bindende Wirkung Allerdings handele es sich lediglich um eine Mitteilung, die keine rechtliche Bindungswirkung entfaltet, so die BZÄK weiter. Unternehmerisches Denken und unternehmerisches Mut ließen sich zudem nicht durch europäische Vorgaben erzwingen. Ferner hänge der Erfolg des Aktionsplans auch davon ab, ob und inwieweit sich die Mitgliedstaaten an den Maßnahmen beteiligen. 

Rolle der Freien Berufe anerkanntAls ausgesprochen positiv müsse jedoch laut BZÄK hervorgehoben werden, dass die Kommission im Aktionsplan gleich mehrfach auf die Freien Berufe Bezug nehme. Zugleich erkenne die Behörde die besondere Rolle der Freien Berufe an, deren spezifischen Bedürfnisse in der Arbeitsgruppe unter Führung der Kommission ermittelt werden sollen. Diese Arbeitsgruppe eröffne die Gelegenheit, freiberufliche Forderungen, wie sie der CED in seiner Charta der Freien Berufe bereits vorformuliert hat, zentral zu platzieren. Der 30-seitige Aktionsplan Unternehmertum 2020, der derzeit nur in englischer Sprache zur Verfügung steht,kannhierabgerufen werden. Weiterführende Information in deutscher Sprache finden sichhier.

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