Können PA-Behandlungen kardiovaskuläre Erkrankungen verhindern?
In einem aktuellen Cochrane Review wurden mögliche (positive) Auswirkungen von Parodontitis-Behandlungen auf die Prävention beziehungsweise den Verlauf kardiovaskulärer Erkrankungen untersucht.
Studien können bislang keinen positiven Effekt zeigen
Den Forschenden zufolge können die vorhandenen Studiendaten bislang nicht zeigen, dass die Behandlung von Parodontitis das Entstehen von kardiovaskulären Ereignissen verhindern oder den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Die Ergebnisse sind aufgrund der nur geringen Evidenz der Studien allerdings nicht eindeutig – die Forschenden schlussfolgern, dass daraus zunächst (noch) „keine verlässlichen Erkenntnisse“ gezogen werden können.
Der Arbeit liegt die Beobachtung zugrunde, dass „schwere Parodontitis unabhängig und signifikant mit der Gesamtmortalität und der kardiovaskulären Mortalität in verschiedenen Populationen verbunden“ ist [Sanz et al., 2020]. Dabei spielen insbesondere „Bakteriämie und die damit verbundenen systemischen Entzündungsfolgen […], einschließlich Erhöhungen des C-reaktiven Proteins und des oxidativen Stresses“ eine Rolle [Sanz et al., 2020]. Der beobachtete Zusammenhang legt die Hypothese nahe, dass sich eine Behandlung der Parodontitis auch positiv auf den Verlauf von kardiovaskulären Erkrankungen auswirken könnte.
Doch sind die Resultate wegen geringer Evidenz nicht eindeutig
Lediglich zwei randomisierte, kontrollierte Studien, die bis November 2021 veröffentlicht wurden, wurden in der Übersichtsarbeit berücksichtigt. Beide wurden allerdings als „hochgradig verzerrungsgefährdet“ eingestuft [Ye et al., 2022]. In der ersten wurde die Primärprävention kardiovaskulärer Ereignisse untersucht (n=165). Eine Verringerung dieser durch eine Parodontitis-Behandlung inklusive Antibiotikagabe konnte nicht festgestellt werden – ebenso keine Verringerung von Todesfällen im Zusammenhang mit kardiovaskulären Ereignissen.
Eine zweite Studie analysierte den Effekt von PA-Behandlungen auf die Sekundärprävention. Die anfangs 303 Teilnehmenden erhielten entweder eine PA-Behandlung oder lediglich Mundhygieneinstruktionen. Allerdings waren nach einem Jahr nur noch 37 Probandinnen und Probanden verfügbar, weshalb keine verlässliche Schlussfolgerung aus den Ergebnissen abgeleitet werden kann.
Dass durch eine Behandlung der Parodontitis potenziell letale, kardiovaskuläre Ereignisse verhindert werden können oder seltener auftreten, konnten die vorliegenden Studienergebnisse demnach nicht bestätigen. Allerdings dürfte eine belastbare Aussage über einen Effekt/Nicht-Effekt von PA-Behandlungen auf kardiovaskuläre Risiken auch präzisere Studiendesigns und höhere Probandenzahlen erfordern. Hier ist also noch umfangreiche Forschungsarbeit notwendig.
Ye Z, Cao Y, Miao C, Liu W, Dong L, Lv Z, Iheozor-Ejiofor Z, Li C. Periodontal therapy for primary or secondary prevention of cardiovascular disease in people with periodontitis. Cochrane Database Syst Rev. 2022 Oct 4;10(10):CD009197. doi: 10.1002/14651858.CD009197.pub5. PMID: 36194420; PMCID: PMC9531722.
Sanz M, Del Castillo AM, Jepsen S, Gonzalez-Juanatey JR, D'Aiuto F, Bouchard P, Chapple I, Dietrich T, Gotsman I, Graziani F, Herrera D, Loos B, Madianos P, Michel JB, Perel P, Pieske B, Shapira L, Shechter M, Tonetti M, Vlachopoulos C, Wimmer G. Periodontitis and Cardiovascular Diseases. Consensus Report. Glob Heart. 2020 Feb 3;15(1):1. doi: 10.5334/gh.400. PMID: 32489774; PMCID: PMC7218770.
www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Themen/Chronische_Erkrankungen/HKK/HKK_node.html