Kritik an Influencer-Marketing für Zucker- und Energydrinks

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Gesellschaft
foodwatch legt nach und übt Kritik am Influencer-Marketing für extrem zuckerhaltige Getränke. Gleichzeitig mahnt die Organisation, dass die FDP die Blockade gegen das geplante Kinderschutz-Gesetz aufheben soll.

Die Verbraucherorganisation foodwatch kritisiert Influencer-Werbung für überzuckerte Limonaden und stark koffeinhaltige Energydrinks als „unverantwortlich“. Dahinter stecke der neue Trend der Branche, bei dem beliebte Internet-Stars eigene Limos auf den Markt bringen oder als Werbefigur für etablierte Getränke-Marken auftreten. Die teils koffeinhaltigen Getränke würden an der elterlichen Kontrolle vorbei direkt auf Instagram, Tiktok & Co. vermarktet, moniert foodwatch und fordert eine umfassende Regulierung der Influencer-Werbung für ungesunde Lebensmittel.

Und ein weiteres Mal plädiert die Verbraucherorganisation an die FDP, den Weg frei zu machen für die von Ernährungsminister Cem Özdemir vorgeschlagenen Werbeschranken. Das geplante Kinderschutz-Gesetz hat auch zum Ziel, das Junkfood-Marketing in sozialen Medien zu begrenzen.  

foodwatch sieht Boom von Influencer-Getränken

„Es gibt einen regelrechten Boom von Influencer-Getränken auf Instagram, Tiktok und Youtube. Lebensmittelkonzerne und bekannte Internetstars nutzen das Vertrauen junger Menschen aus und ködern sie mit Eistees, Limos & Co. Das profitable Geschäft geht auf Kosten der Gesundheit unserer Kinder: Ihnen drohen starkes Übergewicht und im späteren Leben Typ-2-Diabetes und Herzerkrankungen“, erklärte Dario Sarmadi von foodwatch. 

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht stark zuckergesüßte Getränke als eine der Hauptursachen für die Entstehung von Adipositas und Typ-2-Diabetes. Der Konsum von Energydrinks könne aber auch Herzrhythmusstörungen, Nierenversagen und Krampfanfälle verursachen, warnt foodwatch - sogar Todesfälle würden mit ihnen in Verbindung gebracht.

So viel Zucker wie eine Cola – Diese Beispiele von Influencer-Getränken führt foodwatch auf:

  • Emyo: Tiktoker Emir Bayrak hat gemeinsam mit Kaufland eine zuckrige Limonade auf den Markt gebracht. Mit der Produktgestaltung, Produktnamen wie „Mermaid Fantasy“ und den Werbeclips richtet sich das Produkt an eine junge Zielgruppe. Die vier verschiedenen Sorten enthalten mit rund sieben Gramm Zucker auf 100 Milliliter so viel Zucker, dass der Hersteller in Großbritannien eine Limo-Steuer zahlen müsste.

  • Gönrgy: Der Energydrink des Streamers MontanaBlack enthält etwa 160 Milligramm Koffein pro 0,5 Liter-Dose. Das ist fast so viel wie in drei Tassen Kaffee – und bereits mehr, als laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA ein etwa 50 Kilogramm schweres Kind pro Tag zu sich nehmen sollte.

  • Rauch-Eistee: Der österreichische Getränkekonzern Rauch hat gemeinsam mit dem bekannten YouTuber Julien Bam eine Werbekampagne auf Tiktok für eine „Julien Bam“-Eisteekollektion. In einer 330-Milliliter-Dose des Getränks stecken rund 25 Gramm Zucker. Das entspricht etwa acht Zuckerwürfeln.

  • Prime: Die US-Influencer Logan Paul & KSI verkaufen einen Energydrink, der so beliebt ist, dass man ihn hierzulande nur online zu Wucher-Preisen erhält. Auffällig ist der satte Koffeingehalt mit 200 Milligramm Koffein pro 355-Milliliter-Dose. Das ist fast doppelt so viel wie in dem Energydrink Red Bull.

  • Sugar Mami: Katja Krasavice hat allein auf Instagram vier Millionen Fans. Ihre Limonaden unter dem Namen „Sugar Mami“ enthalten mit neun Prozent fast so viel Zucker wie eine klassische Coca-Cola. In einem Video sagte die Influencerin, dass sie eine Limo und keinen Energydrink rausgebracht habe, damit sie auch Kinder trinken könnten.

Laut foodwatch essen Kinder in Deutschland mehr als doppelt so viele Süßigkeiten, aber nur halb so viel Obst und Gemüse wie empfohlen. Den letzten repräsentativen Messungen zufolge sind etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen von Übergewicht und sechs Prozent von Adipositas betroffen. Ihnen drohen im späteren Leben Krankheiten wie Typ-2-Diabetes, Gelenkprobleme, Bluthochdruck und Herzerkrankungen. Jeder siebte Todesfall in Deutschland ist laut Daten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) auf ungesunde Ernährung zurückzuführen.

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