Über 200.000 Euro kostet die Gründung einer Tierarztpraxis
Die Niederlassung in iener Kleintierpraxis ist grundsätzlich die beliebteste Option: 59 Prozent der tierärztlichen Existenzgründer wählten 2022/2023 diese Spezialisierung, 27 Prozent gründeten die gemischte Form für Klein- und Großtiere, und 14 Prozent machten sich mit Großtierpraxen selbstständig. Dabei entschied sich rund die Hälfte der Tierärztinnen und Tierärzte für eine komplette Neugründung − 40 Prozent davon für eine Einzelpraxis und elf Prozent für eine Gemeinschaftspraxis mit einem Partner.
Investitionen variieren je nach Behandlungsspektrum
Dabei kostete die Neugründung einer Einzelpraxis mit Fokus auf Kleintiere durchschnittlich 222.000 Euro. Die Übernahme einer bereits bestehenden Kleintierpraxis samt Ausgaben in Modernisierung und Ausstattung war nur geringfügig günstiger und belief sich im Schnitt auf 210.000 Euro, davon entfielen 134.000 Euro auf den Kaufpreis.
Verglichen mit der Gründung von Kleintierpraxen fielen die Durchschnittsinvestitionen in eine Klein- und Großtierpraxis ähnlich hoch aus: Die Neugründung einer Einzelpraxis lag 2022/2023 mit 201.000 Euro leicht darunter, während die Übernahme als Einzelpraxis mit 243.000 Euro im Schnitt etwas teurer war.
Bei den Großtierpraxen fanden vor allem Neugründungen statt. Häufig sind es Einzelpraxen, die mobil betrieben werden und dementsprechend weniger Investitionen benötigen − diese lagen 2022/2023 bei durchschnittlich 150.000 Euro und waren damit deutlich geringer als bei den übrigen Praxen mit anderem Behandlungsfokus.
Klein- und Mittelstädte sind beliebt
In der Regel lassen sich Tierärztinnen und Tierärzte im Alter zwischen 30 und 44 Jahren nieder. Für welchen Praxisstandort sie sich entscheiden, hängt auch eng mit dem Behandlungsspektrum zusammen. So wurden zum Beispiel Groß- und Nutztierpraxen naturgemäß selten in Großstädten gegründet. Entsprechend überrascht der mit 22 Prozent relativ hohe Anteil von Großtierpraxisgründungen auf dem Land nicht. Auch 23 Prozent der Praxen, die sowohl Klein- als auch Großtiere im Fokus haben, wurden 2022/2023 dort eröffnet beziehungsweise übernommen. Unabhängig vom Behandlungsschwerpunkt sind jedoch insgesamt vor allem kleine und mittelgroße Städte (bis 100.000 Einwohner) beliebt.
Frauen dominieren die Tiermedizin
Seit Jahren ist die Tiermedizin fest in Frauenhand: Ihr Anteil unter den Tiermedizinstudierenden liegt bei 87 Prozent und unter den angestellten Tierärzten bei 82 Prozent. Unter den Existenzgründenden sind sie ebenfalls deutlich in der Mehrheit, wenn auch mit 77 Prozent proportional unterdurchschnittlich. Insgesamt hat der Frauenanteil hier jedoch in den letzten Jahren zugenommen. Dabei sind Tierärztinnen in allen Behandlungsspektren mehrheitlich vertreten, doch besonders beliebt ist die Kleintierpraxis: 80 Prozent dieser Niederlassungen wurden 2022/2023 von Frauen gegründet.
„Gleich mit welchem Behandlungsschwerpunkt − Selbstständigkeit bedeutet grundsätzlich mehr Flexibilität und Gestaltungsfreiheit. So lassen sich in der Niederlassung neben den eigenen Praxisvorstellungen auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gut realisieren“, sagt Daniel Zehnich, Bereichsleiter Gesundheitsmarkt und Beteiligungen bei der apoBank. „Und in finanzieller Hinsicht dürfte die eigene Praxis ohnehin eine lukrative Alternative zur Anstellung sein − unseren jüngsten Analysen zufolge lag der durchschnittliche Praxisüberschuss von Kleintierpraxen je Inhaberin beziehungsweise Inhaber bei 145.000 Euro.“
Den Ergebnissen liegt eine Stichprobe von rund 200 durch die apoBank in 2022/2023 begleiteten tierärztlichen Existenzgründungen zugrunde. Die Daten wurden anonymisiert von der apoBank ausgewertet.