Wer im Winter gezeugt wurde, ist eher schlanker
Für die Studie untersuchte ein Forscher-Team der Universität of Tokyo knapp 400 junge Männer aus Japan, im Durchschnitt 23 Jahre alt. Je nach Geburtstag wurden sie in zwei Gruppen eingeteilt: Die Gruppe der warmen Jahreszeit, die von Mitte April bis Mitte Oktober gezeugt worden, und die Gruppe der kälteren Jahreszeit von Mitte Oktober bis Mitte April. Anhand einer Kombination aus Positronenemissionstomographie (PET) und Computertomografie (CT) wurde die Aktivität der braunen Fettzellen gemessen, nachdem sich die jungen Männer zwei Stunden in kühlen Temperaturen von 19 Grad Celsius aufgehalten hatten.
Bei kälteren Temperaturen werden diese Fettzellen aktiv und unterstützen dabei, die Körpertemperatur konstant zu sichern. Bei diesem Prozess wandeln sie kalorienreiche Nährstoffe in Wärme um. Ihre hohe Aktivität schützt vor Übergewicht und Stoffwechselerkrankungen. Dadurch unterscheiden sie sich von dem weißen Fettgewebe, das ausschließlich Energie speichert.
Mittels dieser Voruntersuchungen teilten die Forschenden die Probanden erneut in zwei Kohorten ein. Die eine mit sehr aktiven braunen Fettzellen und die andere mit weniger aktiven. Dann untersuchten sie die Probanden. Das Ergebnis zeigte eindeutig: In der Gruppe der in der kühlen Jahreszeit gezeugten Männern, gab es eindeutig mehr Personen, bei denen die Kälte das braune Fettgewebe stark aktivierte (87 Prozent), als in der Gruppe derer, die in einer wärmeren Periode gezeugt wurden waren (66 Prozent).
Epigenetische Veränderungen in den Spermien
Im Anschluss an diese Ergebnisse wollten die Wissenschaftler prüfen, ob die Effekte auf andere Bevölkerungsgruppen übertragbar sind. Dafür untersuchten sie 300 Freiwillige, darunter Männer und Frauen zwischen 20 und 78 Jahren. Und auch hier zeigte sich ein signifikanter Zusammenhang zwischen der Zeugungsperiode und der Aktivität der braunen Fettzellen. Zudem wiesen die Personen, die in der kälteren Jahreszeit gezeugt wurden, einen geringeren Body-Mass-Index (BMI) sowie einen geringeren Körperfettanteil, weniger viszerales Fett und eine schmalere Taille auf.
Weitere Analysen ergaben, dass vor allem eine niedrigere Umgebungstemperatur und auch ausgeprägtere Temperaturschwankungen während eines Tages in der Zeit vor der Empfängnis entscheidend für die spätere Fettzellaktivität sind. Keinen Einfluss nahmen der Analyse nach die Luftfeuchtigkeit, die Anzahl der Sonnenstunden oder auch die Tageslänge. Zentralen Einfluss hatten vor allem die epigenetischen Veränderungen in den Spermien, so die Wissenschaftler. Die Temperatur während der Schwangerschaft spiele bemerkenswerter Weise keine Rolle.
Die Ergebnisse der Stoffwechselstudie knüpfen an eine veröffentlichte Studie der ETH Zürich aus dem Jahr 2018, die die Jahreszeit der Empfängnis mit der Aktivität des braunen Fettgewebes und dem BMI der Nachkommen in Verbindung bringen konnte. Im Mausexperiment konnten die Schweizer Wissenschaftler auch zeigen, dass der Effekt nur bei männlichen Tieren besteht. Die Experimente zeigten bislang, dass wahrscheinlich ein epigenetischer Mechanismus verantwortlich für die Prozesse sei. Kältebedingter Stress verursacht eine Methylierung der DNA in den Spermien der Versuchstiere.
Yoneshiro, T., Matsushita, M., Fuse-Hamaoka, S. et al. Pre-fertilization-origin preservation of brown fat-mediated energy expenditure in humans. Nat Metab (2025). https://doi.org/10.1038/s42255-025-01249-2