Vorsicht vor Zahngold-Dieben!
Der Mann am Telefon gab sich als Mitarbeiter der SOS-Kinderdörfer aus und fragte sehr freundlich nach dem Füllstand der Altgold-Dose, nannte einen Abhol-Code und vereibarte einen Abholtermin. Am nächsten Tag war das Zahngold futsch. Die Praxis war auf Betrüger hereingefallen.
So gehen die Betrüger vor
Die Anrufer sind stets freundlich und wirken kompetent. Sie erkundigen sich nach dem Füllstand der Dose. Meist drängen sie auf die zügige Abholung. In einem anderen Fall wird angegeben, die Aktion des SOS-Kinderdorfs würde eingestellt und die Dose müsse daher abgeholt werden. Für die vermeintliche Identifikation wird zum Beispiel ein Code genannt. Das Vorgehen wirkt seriös und plausibel. Den am Telefon genannten Namen noch einmal mit der Organisation abzugleichen erscheint nicht notwendig. Das alles passiert schnell, so dass wenig Gelegenheit bleibt, das Vorgehen infrage zu stellen.
So gehen die SOS-Kinderdörfer vor
„Wir rufen nie in den Praxen an!“, stellt eine Mitarbeiterin der Kinderhilfsorganisation klar. „Und die Dose wird auch nicht abgeholt.“ Um die Sicherheit zu gewährleisten, wird stattdessen ein Tausch veranlasst, der über die Post abgewickelt wird. Niemals kommt ein Außendienstmitarbeiter zur Abholung.
Für den Austausch der Dose melden sich die Praxen bei der Organisation, woraufhin ein Auftrag erteilt wird. Noch vor dem Versand der alten Spendendose erhalten die Praxen eine neue. In diesem Versandkarton befindet sich dann der Retouren-Schein mit ihrer persönlichen Spendernummer. Die Nummer dient der ordnungsgemäßen Verbuchung der Zahngoldspende. Im Anschluss wird ein Abholtermin bestimmt – diese Terminvereinbarung wird mit DHL umgesetzt.
Rund 2.000 Zahnarztpraxen nehmen an der Zahngold-Spendenaktion von SOS-Kinderdorf teil. Das Zahngold bringt wichtige Spendeneinnahmen für die Organisation. Eine gefüllte Sammeldose enthält bis zu über 1.000 Euro, teilt die dortige Mitarbeitern mit. Hier ist man entsetzt über den dreisten Betrug. „Dass jetzt auch noch Kinder in Not beklaut werden, macht fassungslos“. Aktuell ist der Goldpreis hoch, Betrüger haben es auf das Edelmaterial abgesehen.
Die SOS-Kinderdörfer berichten von ähnlichen Fällen, zuletzt in Ebersberg, in Oberbayern. Hier gab es auch einige Anzeigen bei den zuständigen Dienststellen der Polizei.
Wie kommen die Täter an die Information?
Wenn eine Praxis an der Spendenaktion teilnimmt, hängt dazu meistens auch ein Plakat der Aktion in den Praxisräumen. Weiter informieren Zahnarztpraxen auch über ihre Social Media-Kanäle über ihre Teilnahme. Betrüger halten also einfach die Augen offen und bringen in Erfahrung, wo sich eine Spendendose befindet.
Was tun bei einem Verdacht?
Praxen, die einen verdächtigen Anruf erhalten haben, können sich jederzeit an Luitpold von Welser von den SOS-Kinderdörfern unter der Telefonnummer 089 12606 566 wenden und sich hier rückversichern. Weiter kann die Polizei informiert werden. Bei jeglicher Unsicherheit sollte Kontakt aufgenommen werden.
Anmerkung: Die Redaktion nennt keine Mitarbeiter des SOS-Kinderdorfs oder der betroffenen Praxen namentlich
, um Betrügern keine weiteren Anhaltspunkte zu geben, die sie für einen Diebstahl nutzen könnten.