Arbeiten mit Guttapercha

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Zahnmedizin
Guttapercha ist seit mehr als 150 Jahren auf dem Markt - und noch heute das am häufigsten verwendete Wurzelfüllmaterial in der Endodontologie.

Anforderungen an ein Wurzelfüllmaterial

Neben der Instrumentation und Desinfektion ist auch die Wurzelfüllung des aufbereiteten Wurzelkanals eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer Wurzelkanalbehandlung.

Die Hauptziele der Wurzelfüllung sind, die Reinfektion des Endodonts mit Mikroorganis­men zu verhindern sowie das Wachstum von Mikroorganismen zu minimieren, welche nach Instrumentation und Desinfektion im Wurzelkanal verbleiben können. Dabei sollte das angewandte Wurzelfüllmaterial die peri­apikalen Gewebe nicht reizen, den Wurzel­kanal lateral und vertikal dicht verschließen, möglichst keine Kontraktion aufweisen und volumenbeständig sein.

Da momentan kein einzelnes Material die­sen Ansprüchen gerecht wird, benutzt man zur Wurzelfüllung ein Kernmaterial zusam­men mit einem fließfähigen Zement. Der Ze­ment sollte dabei nicht zu schnell abbinden und nach dem Abbindevorgang eine gute Haf­tung zum Dentin und zum Kernmaterial auf­weisen. Zusätzlich sollte der Zement in Ge­websflüssigkeit unlöslich sein und möglichst gering expandieren.

Dass kein Wurzelfüllmaterial sämtlichen dieser Anforderungen gerecht wird, wird auch durch die Vielzahl der auf dem Markt erhältlichen Wurzelkanalfüllmaterialien und angewandten Wurzelfülltechniken deutlich.

Gegenwärtig sind Wurzelkanalfüllungen mit Guttapercha und einem Zement die biolo­gisch günstigste, am besten untersuchte und daher vorhersagbarste Wurzelfüllmethode.

Zusammensetzung von Guttapercha

Guttapercha ist der Milchsaft einer in Südost­asien und Südafrika vorkommenden tropi­schen Baumart. Für die zahnmedizinische Verwendung werden dem Rohstoff noch wei­tere Bestandteile beigefügt, um die Eigen­schaften für den endodontischen Gebrauch zu verbessern. Dentale Guttapercha setzt sich aus Zinkoxid (33-62,5%), Guttapercha (19-45%), BaSO4 (1,5-31,2%), Wachsen und Kunststoffen (1-4,1%) sowie verschiedenen Farbstoffen (1,5-3,4%) zusammen.

Der Zusatz von Bariumsulfat dient der Rönt­genopazität, Wachse und Kunststoffe fungie­ren als Weichmacher, und Zinkoxid dient in erster Linie als Füller und verleiht der Guttapercha zusätzlich eine moderate antibakte­rielle Wirkung.

Chemisch betrachtet ist Guttapercha ein Po­lyisopren, welches aus mehreren Isoprenunter­einheiten zusammengesetzt ist. Es lässt sich in eine α- und eine β-Form unterteilen. Die α-Phase ist die Ausgangsform, welche man im Rohkaut­schuk findet. Wird diese auf über 65 °C erhitzt und dann rasch abgekühlt, kommt es zu einem Übergang in die β-Phase. Dieser Vorgang ist durch erneutes Erwärmen reversibel. Die Ei­genschaften dieser unterschiedlichen Phasen macht man sich in der Endodontologie zunutze.

Da die α-Phase klebrig und fließfähig ist, kommt sie bei den thermoplastischen Verfah­ren zum Einsatz. Durch die weiche Konsistenz ist sie nicht für die herkömmlichen Kalttechniken geeignet, da man sie nicht ausreichend kondensieren kann. Hier findet die β-Form mit der höheren Härte Verwendung.

Eigenschaften von Guttapercha

Die gute Biokompatibilität, die gute Abdich­tung gegenüber Feuchtigkeit, die nicht Resor­bierbarkeit sowie die Möglichkeit einer steri­len Lagerung sind Eigenschaften von Gutta­percha, welche die verbreitete Anwendung in der Zahnheilkunde erklären. Zu langes Lagern hingegen führt durch den Einfluss von Licht und Wärme dazu, dass die Guttapercha spröde und brüchig wird. Es kommt dadurch zu Veränderungen im kristal­linen Gefüge welche eine ausreichend gute Kondensierung unmöglich machen. Feucht gelagerte, weichere Guttapercha lässt sich besser verformen und kondensieren als trocken im Kühlschrank gelagerte

Wurzelkanalfüllungen mit Guttapercha: Anforderungen, Zusammensetzung und Eigenschaftenvon Ayhan Yildirim (1), Heinz-Theo Lübbers (1), Vedat Yildirim (2)Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Zentrum für Zahnmedizin der UniversitätZürich, Zürich (1), Schweiz und Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland (2), in: Swiss Dental Journal SSO, Vol 126, 1/2016

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