Internationale Dental-Schau 2025

Das Implantat als Prophylaxe-Konzept

Christian Ehrensberger
Implantatprophylaxe und Periimplantitistherapie gleichen der Quadratur des Kreises: Auf der einen Seite steht eine ausreichende Reinigungswirkung, auf der anderen die Schonung der Implantatoberflächen. Welche Verfahren und Produkte dabei helfen und wie das so erhaltene Implantat selbst eine Prophylaxemaßnahme wird, zeigt die 41. Internationale Dental-Schau (IDS) vom 25. bis zum 29. März 2025 in Köln.

Jede Praxis hat Patienten mit einem Bedarf an Implantatprophylaxe. Das zeigt schon die siebenstellige Zahl an Implantationen pro Jahr. Aber auch die Folgen sprechen für sich: Insgesamt 43 Prozent der Implantat-Patienten entwickeln eine periimplantäre Mukositis, 22 Prozent eine Periimplantitis [Derks & Tomasi, 2015]. Dabei ist eine Analogie zu den Verhältnissen bei natürlichen Zähnen gegeben: Die periimplantäre Mukositis ist reversibel wie die Gingivitis, die Periimplantitis chronisch. In fortgeschritteneren Stadien imponiert ein marginaler Knochenabbau im krestalen Anteil der Implantate, der ohne weitere Therapie zum Implantatverlust und zur Defektbildung im knöchernen Alveolarfortsatz führen kann [Bergmann, 2010]. Die nicht-chirurgische Behandlung von Periimplantitis stellt eine Herausforderung dar.

Von PZR/UPT zu PIR/UIT

Die Mittel und Wege zu einer erfolgreichen Prophylaxe und Therapie leiten sich weitgehend von der Parodontaltherapie ab und sind demgemäß ähnlich benannt: hier die professionelle Zahnreinigung (PZR) und die unterstützende Parodontaltherapie (UPT), dort die professionelle Implantatreinigung (PIR) und die unterstützende Implantattherapie (UIT). Zum Zuge kommen sowohl mechanische als auch chemische oder auch lasertechnische Verfahren.

Zu den mechanischen Verfahren zählen die Anwendung von Handinstrumenten, Airscalern, Ultraschall-, Schall- und Pulver-Wasserstrahl-Geräten, letztere wahlweise mit Glycin- oder Erythritol-haltigen Pulvern. Eine Eigenheit des Implantats gegenüber dem natürlichen Zahn sind geätzte und sandgestrahlte und damit gezielt im Mikrobereich vergrößerte Oberflächen (meist aus Titan). Sie müssen effektiv gereinigt und gleichzeitig geschont werden.

Eine neuere Entwicklung stellen Scaler dar, die über eine spezielle Formgebung hinaus über besonders dünne Spitzen (circa 20 Prozent dünner als herkömmlich) verfügen. Damit gewähren sie dem Zahnarzt eine gute Anpassung an die Form des Implantats und insbesondere einen verbesserten Zugang zur Oberfläche des Implantat-Abutments. So gelingt eine wirksamere Reinigung, während die empfindlichen Oberflächen dank dem Material des Scalers, einem nicht gefüllten Spezialkunststoff, geschont bleiben.

Im Allgemeinen bieten sich Gracey-Küretten und Sichelscaler aus Kunststoff oder Karbon an. Als metallische Instrumente kommen Titanküretten mit Arbeitsenden aus weichem Titan und mit zwar scharfen, aber nicht-traumatisierenden Schneidekanten infrage.

Schall- und Ultraschallsysteme bergen grundsätzlich das Risiko einer unerwünschten Aufrauung der empfindlichen Titanoberflächen. Daher kommt es hier auf die Verwendung von Spitzen aus Hartkunststoff oder Karbonfasern an. Mit einem Scaleraufsatz aus Polyetheretherketon lassen sich supragingivale Konkremente ohne Beschädigung von Titanoberflächen entfernen. Piezokeramische Ultraschallgeräte lassen sich mit einem dünnen Instrument ausrüsten, das aus einem Träger aus medizinischem Edelstahl und einer Instrumentenspitze aus Polyetheretherketon besteht, zu 30 Prozent gefüllt mit Kohlenstoff. Dank dieser speziellen Zusammensetzung wird die Implantatoberfläche während der Behandlung nicht beschädigt [EMS Dental, 2024].

Aktuell mehren sich Hinweise zu den Pulver-Wasserstrahl-Geräten, dass sich neue Erythritol-Pulver mit einer durchschnittlichen Korngröße von etwa 14 Mikrometern, die sich bereits in der nicht-chirurgischen Therapie parodontaler Erkrankungen bewährt haben, auch für die nicht-chirurgische Therapie der Periimplantitis eignen könnten [Walter, 2023]. Bestimmte Laser können als Alternative zur klassischen subgingivalen Instrumentierung erwogen werden (zum Beispiel Er:YAG-Laser) [Hezel, 2020] oder eine adjuvante Maßnahme bei PIR und UIT darstellen (photodynamische Therapie mit Diodenlasern) [Bergmann, 2010].

Implantat-Seide kann sinnvoll sein

Verbleiben vertikale Knochendefekte, so besteht die Gefahr einer neuerlichen Taschenbildung. Ihr lässt sich mit einem dauerhaften und resorptionsresistenten Verschluss entgegenwirken, zum Beispiel mit alloplastischem Knochenersatzmaterial, etwa mit porösem, nicht-resorbierbarem und osteokonduktivem Titangranulat für Form- und Dimensionsstabilität gerade im Bereich des Alveolarkamms. Zur Reinigung der Implantatoberfläche vor einer solchen Augmentation können rotierende Titanbürsten dienen (wie zur Entfernung von Granulationsgewebe, Zahnstein und/oder anderen Makrostrukturen mit Rotationsgeschwindigkeiten von 600 bis 1.200 Umdrehungen pro Minute). Dabei können unterschiedliche Modelle zur Anwendung gelangen, etwa solche mit Nickel-Titan-Borsten in Pinsel- oder in gebogener Form.

Alle professionellen Maßnahmen müssen durch eine effektive häusliche Implantat-Prophylaxe flankiert werden. Dazu gehört eine professionelle Instruktion, auch zu speziellen Hilfsmitteln. So kann beispielsweise – zusätzlich zu Handzahnbürsten oder elektrischen Zahnbürsten – Implantat-Seide sinnvoll sein. Mit ihrem bauschigen Anteil lässt sich der Übergang zum Aufbau besonders gut reinigen [Damann, 2024]. Eine Siebenbüschelbürste mit stufenlos abknickbarem Kopf erleichtert es dem Patienten, schwer zugängliche Stellen an Implantaten zu erreichen [Curaprox, 2024].

Spezielle Periimplantitis-Pflegegele mit pflanzlichen Inhaltsstoffen (beispielsweise auf veganer Basis aus Beinwell, Salbei, Pfefferminze und Thymian) könnten die Einheilung von Implantaten unterstützen und deren Lebensdauer verlängern. Sie sind zudem für Risikopatienten mit geschwächtem Allgemeinzustand geeignet. Auch die Ernährung von Implantatpatienten spielt eine Rolle, wobei zum Beispiel Probiotika in ein Gesamtkonzept einbezogen werden können.

Bei allen beschriebenen Maßnahmen gilt es zu bedenken: Die Implantation und die anschließende Implantat-Erhaltung unterstützen das Halten des Knochenniveaus, indem die Knochenresorption deutlich verlangsamt wird. In diesem Sinne sind sie selbst als prophylaktische Maßnahmen aufzufassen – gegen Knochenverlust [Fischer, 2023]. Dies gibt dem Setzen eines Implantats und der anschließenden UIP eine weitere zukunftsweisende Dimension.

Literaturliste

Dr. Christian Ehrensberger

Schwanthalerstr. 27,
60594 Frankfurt am Main
cu_ehrensberger@web.de

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