Umfrage der KZVB

Großteil der bayerischen Praxen berichten von Gewalt

LL
Praxis
Die Aggressivität in Zahnarztpraxen nimmt zu. Das zeigen auch die Ergebnisse einer Online-Umfrage der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB): Die Mehrheit der Befragten berichtet von Gewalterfahrungen.

An der Umfrage beteiligten sich knapp 300 Zahnärzte und Praxismitarbeitende. Mit 73 Prozent gab die große Mehrheit von ihnen an, schon einmal beleidigt, verbal oder sogar physisch angegriffen worden zu sein. Im Freitextfeld schildern Betroffene, dass Beleidigungen, Drohungen und unfreundliches Verhalten inzwischen zum Alltag gehörten. Insgesamt habe die Aggressivität unter Patienten seit der Corona-Pandemie zugenommen. Viele kämen schon „geladen“ in die Praxis. Der Ton sei merklich rauer, der Umgang respektloser geworden.

Ob es um die Maskenpflicht geht oder um nur zum Teil erstattete Kosten – immer schneller geraten offenbar immer mehr Patienten außer sich und gehen auf das Praxis-Team los. Mitarbeitende werden den Berichten zufolge bedroht oder es werde ihnen unterstellt, sie würden betrügen, berichten Zahnärzte. Was vor einigen Jahren noch Einzelfälle waren, sei alltäglich geworden.

Eine Tendenz zum Egoismus

Die Umfrage zeigt laut KZVB auch, dass immer mehr Patienten nur ihre eigene Situation wahrnehmen, jedoch kein Verständnis für die Gesamtsituation aufbrächten. Selbst freundlichste Erklärungsversuche treffen demzufolge auf extreme Unhöflichkeit und konsequenten Widerspruch. Beleidigungen gibt es danach häufig, wenn man ihnen mit einem möglichen Verweis der Praxis begegne, drohten Patienten mit einer negativen Google-Rezension, schlechtem Leumund oder schrieben scharfe E-Mails.

Die Zahnärztinnen und Zahnärzte baten im Rahmen der Umfrage auch um Unterstützung. Die Forderungen reichten von Ausbildungskurse für Praxisteams, um sich für den Umgang mit gewalttätigen Patienten zu wappnen, über die Aufklärung zu rechtlichen und organisatorischen Fragen bis hin zu der Forderung nach Sanktionen beziehungsweise Strafen für Fehlverhalten.

Ärzte und Zahnärzte müssen geschützt werden wie Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrleute

Die KZVB nimmt die Ergebnisse der Umfrage nach eigener Aussage sehr ernst. „Wir werden dieses Thema an die Politik und an die Krankenkassen herantragen„, sagte Dr. Rüdiger Schott, Vorsitzender des Vorstands “Ich teile die Forderung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung nach einer Verschärfung des Strafrechts. Ärzte, Zahnärzte und die Praxisteams müssen den gleichen Schutz genießen wie Polizisten, Sanitäter oder Feuerwehrleute. Wer Menschen in Not hilft, darf nicht zum Opfer von Beleidigungen oder Angriffen werden."

Schott weiter: "Die Krankenkassen sollten uns darin unterstützen, ihren Versicherten zu sagen, was nicht durch das Sachleistungsprinzip abgedeckt ist. Die GKV ist keine Vollkaskoversicherung. Das überzogene Anspruchsdenken mancher Patienten ist eine der Ursachen dafür, dass der Ton in unseren Praxen rauer wird.“

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