Kraftvoll zubeißen wird immer teurer
Briten müssen in Extremfällen für eine endodontische Behandlung mit Kosten von bis zu 775 Pfund (935 Euro) und für eine nicht-chirurgische Extraktion mit bis zu 435 Pfund (513 Euro) rechnen, wenn sie keinen Zahnarzt finden, der für den Nationalen Gesundheitsdienst NHS arbeitet. Das berichtet der Guardian mit Verweis auf eine Umfage des Versicherungsunternehmens MyTribe Insurance.
Patientenverbände warnen nun davor, dass einige Menschen mit dentalen Erkrankungen auf eine Behandlung verzichten müssen, weil der Zugang zu NHS-Hilfe so schwierig und die private Behandlung so teuer geworden ist. „Für viele wird die notwendige Versorgung unerreichbar“, sagte etwa Rachel Power, Geschäftsführerin der Patients Association dem Blatt. „Dies führt zu einem gefährlichen Kreislauf, in dem die Patienten zwischen einem unzugänglichen NHS-System und einer unerschwinglichen privaten Versorgung hin- und herpendeln, während sich ihre Mundgesundheit verschlechtert. Die nackte Realität ist, dass es für viele keinen gangbaren Weg zu einer notwendigen zahnärztlichen Behandlung gibt.“
Die Umfrage des Versicherers in 450 privaten Zahnarztpraxen in 52 britischen Städten ergab folgende durchschnittliche Kostensteigerungen:
Eine zahnfarbene Füllung verteuerte sich von umgerechnet 126 auf 155 Euro – ein Plus von 23 Prozent.
Eine Extraktion kostet statt umgerechnet 126 nun 167 Euro – also 32 Prozent mehr.
Eine PZR kostet nun umgerechnet 90 statt 78 Euro – ein Sprung von 15 Prozent.
Eine Erstkonsultation kostet Neupatienten nun umgerechnet 96 statt 78 Euro – ein Plus von 23 Prozent.
Darüber hinaus sind die Kosten für eine Kontrolluntersuchung im Durchschnitt von umgerechnet 57 auf 66 Euro gestiegen (+15 Prozent), die für eine endodontische Behandlung von umgerechnet 421 auf 481 Euro (+14 Prozent). Laut Umfrage gibt es jedoch starke regionale Schwankungen, die bestimmte Behandlungen mancherorts für die meisten Menschen zu einem unerschwinglichen Luxus machen.
Jeder Fünfte verzichtet aus Kostengründen auf die Behandlung
Bereits im März 2024 zeigten Umfragedaten der Patientenorganisation Healthwatch, dass 20 Prozent aller Menschen in Großbritannien – und 40 Prozent der Menschen mit geringerem Einkommen – aus Kostengründen auf Zahnarztbehandlungen verzichten. Die jüngsten Anstiege der privaten Behandlungskosten kommentierte die Organisation darum als „alarmierend“. Geschäftsführerin Louise Ansari sagte, dass die Forschung zu privaten Behandlungskosten „ein beunruhigendes Bild des Zugangs zur Zahnpflege“ zeichne, insbesondere angesichts der gescheiterten Bemühungen der vorherigen Regierung, Zahnärzte zu motivieren, neue NHS-Patienten anzunehmen.
Auch MyTribe-Gründer Chris Steele zeigte sich besorgt. In einer Zeit, in der sich die zahnärztlichen Dienste des NHS in einer Krise befänden, sei es essenziell, dass den Menschen eine verfügbare und erschwingliche Alternative angeboten wird, sagte er.