Studie aus Israel

Wie Porphyromonas gingivalis das Immunsystem überlistet

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Zahnmedizin
Forschende haben einen neuen Mechanismus entdeckt, den Porphyromonas gingivalis das Protein CD47 nutzt, um die Immunreaktion zu unterdrücken und so im entzündetem Gewebe zu überleben.

Ein Team Forschender der Hebräischen Universität Jerusalem hat diesen Mechanismus entschlüsselt und gezeigt, dass Porphyromonas gingivalis (P. gingivalis) gezielt das Immunsystem manipuliert. Als Hauptverursacher der Parodontitis kann das Bakterium langfristig das Risiko für systemische Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alzheimer und Krebs erhöhen.

Das „Friss mich nicht“-Signal schützt das Bakterium

Die Forschenden stellten fest, dass P. gingivalis das Integrin-assoziierte Protein CD47 nutzt, um die Immunabwehr gezielt zu stören. CD47, das in Krebszellen als „Friss mich nicht“-Signal bekannt ist, schützt das Bakterium vor der Zerstörung durch Immunzellen. Zusätzlich regt P. gingivalis die Produktion von Thrombospondin-1 (TSP-1) an, einem Liganden, der die Immunaktivität weiter hemmt – insbesondere die durch Neutrophile vermittelte Bakterienbeseitigung.

„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass P. gingivalis CD47 nutzt, um Immun-Signalwege zu entführen und so die Fähigkeit des Wirts, die Infektion zu beseitigen, effektiv zu unterdrücken“, sagte Studienleiter Prof. Gabriel Nussbaum. „Dieser Mechanismus hilft zu erklären, warum dieses Bakterium in entzündlichen Umgebungen gedeiht, was zu chronischer Parodontitis führt und möglicherweise zu anderen systemischen Krankheiten beiträgt.“

Anhand von In-vitro- und In-vivo-Modellen konnten die Forschenden nachweisen, dass die Blockierung von CD47 oder TSP-1 die Immunabwehr gegen das Bakterium deutlich verbessert. Mäuse ohne CD47 zeigten eine erhöhte Fähigkeit, P. gingivalis zu eliminieren – ein Hinweis darauf, dass die gezielte Beeinflussung dieses Signalwegs eine vielversprechende therapeutische Strategie zur Behandlung von Parodontalerkrankungen sein könnte.

Alternativen zur mechanischen Reduzierung der Bakterienlast

„Die derzeitigen Parodontalbehandlungen konzentrieren sich auf die mechanische Reduzierung der bakteriellen Belastung, aber wenn man versteht, wie diese Bakterien der Immunantwort entgehen, eröffnen sich neue therapeutische Möglichkeiten“, fügte Nussbaum hinzu. „Die gezielte Beeinflussung der CD47-TLR2-Signalübertragung oder von TSP-1 könnte ein neuer Ansatz zur Behandlung chronischer Infektionen im Zusammenhang mit der oralen und systemischen Gesundheit sein.“

Angesichts des engen Zusammenhangs zwischen Parodontitis und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie neurodegenerativen Störungen hätte diese Entdeckung weitreichende Auswirkungen über die Zahnmedizin hinaus. Künftige Forschung soll nun untersuchen, wie diese Erkenntnisse in klinische Therapien umgesetzt werden können, um die Immunantwort auf chronische bakterielle Infektionen gezielt zu verbessern.

Angabo S, Pandi K, David K et al. <link url="https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2405534121" target="new-window" url-fragment="" seo-title="" follow="follow">CD47 and thrombospondin-1 contribute to immune evasion by Porphyromonas gingivalis. Proc Natl Acad Sci U S A. 2024 Nov 19;121(47):e2405534121. doi: 10.1073/pnas.2405534121. Epub 2024 Nov 13. PMID: 39536084; PMCID: PMC11588058.

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