Mit dem Dentalmuseum durch 2025 – Teil 2

Wohin mit meinem Bohrer?

mb
Ein Museum sammelt, bewahrt, interpretiert und stellt aus. Und beschafft wichtige Zeugnisse auch selbst, „weil man die ja nicht ignorieren kann“. Wenn Museumsleiter Andreas Haesler bei Versteigerungen oder Online-Auktionen fündig wird, schlägt er zu.

Wer hat wohl die ersten Löcher gebohrt? Nein, nicht in einen Zahn, sondern in ein Holzstück, um handgeschliffene Zahnbohrer übersichtlich aufzubewahren. Im Katalog der Firma S.S.White von 1867 ist noch keine Spur zu finden, im Katalog der Firma C. Ash & Sons aus dem Jahr 1879 dagegen ist schon eine ordentliche Anzahl verschiedener Bohrer, Schleifer, Wurzelkanalinstrumente und Zahnbürsten aufgeführt. Dazu passend sind auch zwei „Instrumenten-Ständer aus poliertem Ahorn oder Ebenholz“ mit 60 Löchern und ein Pyramiden-artiger mit 120 Löchern abgebildet.

Ende 1872 ist in Berlin auf einem Zahnärztekongress erstmals die Tretbohrmaschine vorgestellt worden. Skeptisch warnte man in Deutschland vor den hohen Geschwindigkeiten (circa 600 Umdrehungen pro Minute) beim Bohren – einzig die hohe Geschwindigkeit bei der Verbreitung im Land war beachtenswert. Die Schaftgröße der damaligen Bohrer (und damit auch der Bohrerständer) hat sich von den Anfängen bis heute gehalten.

Als vor circa fünf Jahren beim Surfen im Netz der Bohrerständer aufploppte, „war mir sofort klar: So etwas kann nur sehr selten sein“, sagt Haesler. Er taxiert den Fund auf die 1880er-Jahre – das macht ihn so rar wie kostbar. Damals gab es erst wenige dieser Bohrmaschinen in Europa, sie waren noch zu teuer. „Und dann noch der Zahn der Zeit, der nicht viel übrig gelassen hat.“ Haesler: „Ein sehr seltenes Stück und Emblem eines großen Entwicklungssprungs beim Bohren in der Zahnheilkunde.“ Wieder kann er eine Vitrine aufwerten, eine Lücke schließen.

In Teil 3 geht es um eine über 1.700 Jahre alte römische Extraktionszange.

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