Starmer will NHS England abschaffen
„Der NHS England wird wieder dem Ministerium für Gesundheit und Soziales (DHSC) angegliedert, um die Doppelarbeit zu beenden, die dadurch entsteht, dass zwei Organisationen die gleiche Aufgabe übernehmen“, meldet die britische Regierung. Die Reformen sollen die 2012 durchgeführte Reorganisation des NHS rückgängig machen. Diese habe nachweislich zu einer belastenden Bürokratie ohne klare Verantwortlichkeiten und redundanten Personalstrukturen geführt, heißt es mit Verweis auf eine Untersuchung aus dem September 2024.
Der NHS England ist für die Steuerung von Budget, Planung und Tagesgeschäft des NHS im größten britischen Landesteil zuständig und hat nach Angaben der Regierung derzeit mehr als 15.000 Mitarbeitende. Im Gesundheitsministerium sind es etwa 3.300. Etwa die Hälfte aller Arbeitsplätze beider Behörden könnten durch die Zusammenlegung wegfallen.
"Wir brauchen mehr Macher und weniger Kontrolleure“
„Angesichts der knappen Mittel ist eine derart komplexe Bürokratie, bei der zwei Organisationen die gleichen Aufgaben übernehmen, nicht zu rechtfertigen“, begründete Gesundheitsminister Wes Streeting den Schritt. „Wir brauchen mehr Macher und weniger Kontrolleure.“ An die verunsicherten Beschäftigten der Verwaltung adressiert sprach der für den Umbauprozess verantwortliche James Mackey von einer „willkommenen Klarheit“.
Man wolle sich nun auf die „Bewältigung der bevorstehenden großen Herausforderungen und die Umsetzung der Prioritäten der Regierung für die Patienten konzentrieren".
Die Abschaffung sei „ebenso ein Rätsel wie eine Überraschung“, schreibt der Guardian. Denn Streeting hatte zuletzt eine Reorganisation des NHS ausdrücklich mehrfach ausgeschlossen. Noch am 30. Januar hatte er in einem Interview mit dem Health Service Journal (HSJ) eine Reorganisation als kostspielige, komplizierte und politisch schwierige Angelegenheit ausgeschlossen, erinnert das Blatt. Damals hatte er gesagt, er wolle nicht „verdammt viel Zeit im Parlament und verdammt viel Steuergelder“ darauf verwenden, ein paar Stellenbezeichnungen zu ändern, ohne dass sich dadurch etwas für die Patienten ändert.
Downing Street sieht keine „Entbürokratisierung mit der Kettensäge“
Die Economic Times stellte angesichts der Vehemenz des Vorstoßes eine Verbindung zu den Praktiken von US-Präsident Donald Trump und Elon Musks her. Downing Street wies Gerüchte über eine vergleichbare „Entbürokratisierung mit der Kettensäge“ jedoch umgehend zurück. Es habe sich einfach gezeigt, dass eine „jahrzehntelange bürokratische Expansion die Dienstleistungen nicht verbessern konnte“.
Die Zahl der Beschäftigten im NHS hatte sich seit 2010 mehr als verdoppelt. „Damals verzeichnete der NHS die kürzesten Wartezeiten und die höchste Patientenzufriedenheit seiner Geschichte“, teilte die Regierung mit. „Heute bietet der NHS seinen Patienten eine schlechtere Versorgung, ist aber teurer denn je.“