„Zahngesundheitskrise trifft Frauen am härtesten!“
Mit der zahnmedizinischen Versorgung in Großbritannien steht es nicht zum Besten. Jüngst ergab eine Befragung im Auftrag des Nationalen Gesundheitsdienstes NHS, dass fast die Hälfte der Briten keinen Zahnarzt hat. Die britische Frauenorganisation NFWI vertritt nun die These, dass der mangelhafte Zugang zur zahnärztlichen Versorgung des National Health Service (NHS) Frauen am härtesten trifft. „Es ist Zeit, das kaputte Zahnmedizinsystem zu reformieren, aber es ist auch Zeit, diese Gesundheitskrise als eine geschlechtsspezifische Krise zu erkennen“, betont Jeryl Stone, Vorsitzende der NFWI.
Im Einzelnen fordert die Organisation eine Reform der NHS-Zahnmedizinverträge und mehr Ausbildungsplätze für zukünftige Zahnärzte. Um lange Anfahrtswege für Patienten zu vermeiden, müsse die Regierung dafür sorgen, dass die zahnärztliche Versorgung erschwinglich und zugänglich sei. So lasse sich auch verhindern, dass die Behandlung bis zum Notfall hinausgezögert werde.
Die Erfahrungen von Frauen sollten im Vordergrund stehen
Weiterhin appelliert die Organisation an die britische Regierung, die „geschlechtsspezifischen Auswirkungen der Zahngesundheitskrise“ anzugehen. So müsse die Regierung „anerkennen, dass Frauen überproportional von der Zahngesundheitskrise betroffen sind, einschließlich der Auswirkungen von Schwangerschaft und Menopause auf die Zahngesundheit, und daher sicherstellen, dass die Erfahrungen von Frauen bei politischen Lösungen zur Bewältigung der Krise im Vordergrund stehen“.
Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hat die NFWI im vergangenen Jahr die Kampagne „Zahngesundheit ist wichtig“ gestartet. Darin beleuchtet sie die Erfahrungen von Frauen mit der zahnärztlichen Versorgung. Ziel ist es, die britische Regierung dazu zu bewegen, der Verbesserung der zahnmedizinischen Versorgung im NHS Priorität einzuräumen, heißt es auf der Website der Organisation.
Kampagnenbericht schildert Erfahrungen von Frauen
Nun hat die Organisation einen Kampagnenbericht vorgelegt. Dieser basiert auf Schilderungen von mehr als 960 Frauen in England und Wales, die in der Zeit vom Herbst 2024 bis zum Januar 2025 zu ihren Erfahrungen befragt wurden. Der Bericht gibt einen Einblick in die Lebenserfahrung der Befragten, bleibt aber Belege dafür schuldig, dass Frauen tatsächlich am meisten unter der unzureichenden zahnmedizinischen Versorgung im NHS leiden.
Dass die Zahngesundheitskrise Frauen am meisten trifft, führt die NFWI darauf zurück, dass Frauen oft die Hauptbezugspersonen ihrer Familien seien und daher die zahnmedizinische Versorgung als Pflegende nutzten. „Dabei opfern sie oft ihre eigene Gesundheit, um ihre Angehörigen zu unterstützen“, schreibt der Verband.
Die BDA unterstützt die Forderungen
Zudem hätten Frauen im Vergleich zu Männern besondere Herausforderungen bei der Mundgesundheit zu meistern, da ihr Speichel saurer und damit anfälliger für Karies sei. Hormonelle Veränderungen wie Schwangerschaft und Wechseljahre erhöhten zudem die Anfälligkeit von Frauen für Zahnfleischerkrankungen.
Eddie Crouch, Vorsitzender der British Dental Association (BDA), unterstützt die Kampagne. „Die Krise in der NHS-Zahnmedizin hat einzigartige Auswirkungen auf Frauen im ganzen Land. Von der Schwangerschaft bis zur Menopause, als Eltern und als pflegende Angehörige – Zugangsprobleme treffen Frauen oft am härtesten“, sagt Crouch.
Das 1915 gegründete Women's Institute wurde ursprünglich ins Leben gerufen, um ländliche Gemeinden wiederzubeleben und Frauen während des Ersten Weltkriegs zu einem stärkeren Engagement in der Nahrungsmittelproduktion zu ermutigen. Seitdem haben sich die Ziele der Organisation erweitert, das NFWI ist heute nach eigenen Angaben die größte freiwillige Frauenorganisation Großbritanniens.